Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - V04
DOI: 10.1055/s-0035-1558354

Mikroskopischer und ultra-mikroskopischer Nachweis von Mikrotraumen in der Endometrialen-Myometrialen Übergangzone von Adenomyose-Patientinnen

M Ibrahim 1, S Frangini 1, S Younes 1, V Chiantera 1, S Mechsner 1
  • 1Charité Universitätsmedizin zu Berlin, Gynäkologie, Berlin, Deutschland

Einleitung:

Adenomyose uteri (AM) wird durch das Vorkommen von ektopen endometrialen Drüsen und Stromazellen im Myometrium charakterisiert. Als aktuelles Pathogenese Konzept der AM wird die „Tissue Injury And Repair (TIAR)“ Theorie diskutiert. Sie besagt, dass die Uteri von AM-Patientinnen typischerweise eine Hyper- und Dysperistaltik aufweisen, die mit einer konsekutiven Mikrotraumatisierung einhergeht. Dies könnte eine Translokation der basalen endometrialen Drüsen ins Myometrium begünstigen, die dann Adenomyose-Läsionen entwickeln. Im Rahmen der Repairmechanismen wird die Aromatase hochreguliert und führt zur lokalen Östrogensynthese. Dies wiederum aktiviert die lokale Oxytocinsynthese, was die myometrialen Kontraktion potenziert. Ein circlus vitiosus wird in Gang gesetzt.

Ziel:

Mikroskopisch und ultramikroskopischer Nachweis von Mikrotraumen in der Übergangzone des Uterus von Adenomyose-Patientinnen.

Patientinnen:

In die Studie wurden 25 prämenopausale Patientinnen mit (AM-Gruppe, n = 11) und ohne AM (Kontrollgruppe, n = 14) prospektiv eingeschlossen, deren Uteri mittels laparoskopisch-assistierten vaginaler Hysterektomie gewonnen wurden. Die Diagnose der AM wurde histopathologisch bestätigt bzw. ausgeschlossen. Die Proben wurden aus der Mittellinie (Vorder- und Hinterwand sowie aus dem Fundus), nach der TIAR Theorie dem Bereich der stärksten mechanischen Beanspruchung, entnommen und mittels Immunohistochemie (Alpha Smooth Muscle Actin „ASMA“ und Kollagen I), van Gieson Färbung (Darstellung der Kollagenfaserorientierung) sowie Transmissions-Elektronen- Mikroskopisch (TEM) untersucht.

Ergebnisse:

In der AM-Gruppe wurde ASMA (Marker für glatte Muskelzellen und Myofibroblasten) in den Stromazellen signifikant stärker exprimiert, während Kollagen I (Produkt der Fibroblasten) im inneren Myometrium stark exprimiert war. Die glatten Muskelfasern im inneren Myometrium der AM- Patientinnen wiesen keine parallele Orientierung zu den basalen Drüsen auf, wohingegen sie in der Kontrollgruppe parallel zu den basalen Drüsen verliefen (Abb. 1). Ultramikroskopisch konnten unregelmäßige Kernmembranen der Epithelzellen und eine Zerklüftung der Übergangzone in AM-Patientinnen nachgewiesen werden. In den assoziierten Kontrollen zeigte die Übergangzone hingegen eine glatte Struktur.

Schlussfolgerung:

Stromazellen des basalen Endometriums von Adenomyose-Patientinnen exprimierten ASMA. Dies scheint für eine Metaplasie von Stromazellen zu Myofibroblasten zu sprechen, die möglicherweise auch eine Kontraktionsfähigkeit aufweisen. Die höhere Kollagen I-Expression im inneren Myometrium könnte auf ein chronisches Mikrotrauma hinweisen. Die unregelmäßige Kernmembranen der basalen Epithelzellen sowie die zerklüftete Übergangzone könnten weitere Folgen einer Mikrotraumatisierung in AM sein. Zusammengenommen weist die Mikroarchitektur der Uteri von Patientinnen mit AM erstaunliche Veränderungen im Vergleich zu den Kontrollpatientinnen auf, die auf eine Mirkrotraumatisierung hinweisen.

Anhang 1:

Abb. 1: Charakterisierung des inneren Myometriums. A: Die glatten Muskelfasern im inneren Myometrium in der Kontrollgruppe verliefen parallel zu den basalen Drüsen. x200 B & C: Die platten Muskelfasern im inneren Myometrium der AM-Patientinnen wiesen keine parallele Orientierung zu den basalen Drüsen auf. x1OO, x200