Zentralbl Chir 2016; 141(02): 190-196
DOI: 10.1055/s-0035-1557857
Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ärztemangel: Was tun, bevor Generation Y ausbleibt? Ergebnisse einer bundesweiten Befragung

Physician Shortage: How to Prevent Generation Y From Staying Away – Results of a Nationwide Survey
R. Kasch
1   Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, Universitätsmedizin Greifswald, Deutschland
,
M. Engelhardt
2   Institut für Pflegewissenschaften, Universität Basel, Schweiz
,
M. Förch
3   Hochschule für angewandtes Management, Erding, Deutschland
,
H. Merk
1   Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, Universitätsmedizin Greifswald, Deutschland
,
F. Walcher
4   Klinik für Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Magdeburg A. ö. R., Deutschland
,
S. Fröhlich
5   Orthopädische Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin Rostock, Deutschland
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Publication Date:
21 September 2015 (online)

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Zusammenfassung

Einleitung: Im Wettbewerb um die Talente der Generation Y rücken mehr die Wünsche und Ansprüche der angehenden Ärztinnen und Ärzte in den Fokus mit dem Ziel, den kurativen Arztberuf attraktiver zu gestalten. Im Detail wissen wir jedoch noch zu wenig über die Erwartungen der Medizinstudierenden an die Berufswelt. Methode: In einer bundesweiten Onlinebefragung wurden 9079 Medizinstudierende aller Fakultäten erreicht. Wir stellten sowohl 21 Fragen zur zukünftigen Arbeitsplatzwahl und zur erwarteten Arbeitsplatzzufriedenheit als auch 21 Fragen zu Gründen, nicht kurativ tätig zu sein. Ergebnisse: Mittels Faktorenanalyse konnten 5 Faktoren extrahiert werden: Work-Life-Balance, Karriere, fachlicher Anspruch, Betriebsklima und Prestige. Die Korrelation der Faktoren mit den soziodemografischen Daten der Befragten ergab signifikante Zusammenhänge mit dem jeweiligen Geschlecht, der angestrebten Fachspezialisierung sowie dem Familien- und Kinderstatus. Der ebenfalls durchgeführte Abgleich mit „Gründen, nicht kurativ tätig zu werden“, ließ die Priorisierung einzelner Faktoren zu. Work-Life-Balance, Karriere, fachlicher Anspruch und Betriebsklima wurden geschlechtsübergreifend als besonders wichtige Parameter aufgeführt. Diskussion: Erkenntnisse zur Arbeitszufriedenheit der motivierten und leistungsbereiten Generation Y sind von zentraler Bedeutung. Nur wenn es gelingt, diesen geschlechts(un)abhängigen Erwartungen im leistungsverdichteten beruflichen Alltag zu entsprechen, wird der Arztberuf an Attraktivität gewinnen, werden sich auf Bundesebene Versorgungsengpässe entschärfen lassen und Kliniken die zukünftigen Ärztinnen und Ärzte gewinnen und halten können.

Abstract

Background: Medical studentsʼ attitudes and expectations about their future working life are changing. To hire the best talents from Generation Y, hospitals must pay attention to these factors to make working in patient care more attractive. However, little detailed knowledge about the professional and career expectations of todayʼs medical students is available to date. Method: In a nationwide online survey, a total of 9079 medical students from all German medical faculties returned the questionnaire. Twenty-one questions related to future career choices and work satisfaction, followed by 21 questions dealing with reasons for not working in patient care. Results: Factor analysis yielded five factors: work-life balance, career, professional needs, working atmosphere, and prestige. A correlation analysis between these factors and respondentsʼ socio-demographic data revealed significant correlations with sex, specialty choice, and marital/parental status. A correlation analysis with “reasons for not working in patient care” revealed that work-life balance, career, professional needs, and working atmosphere had high priority for both sexes. Discussion: It is crucial to collect data on the work satisfaction of Generation Y, whose members are motivated and willing to perform in todayʼs highly demanding work environment. However, sex-dependent/independent expectations must be met to make the medical profession more attractive, to overcome the Germany-wide shortage of physicians, and to attract young doctors to the hospitals.