Zahnmedizin up2date 2015; 9(04): 289-290
DOI: 10.1055/s-0035-1557803
Journal Club
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Evaluierung der Therapieoption direkte Überkappung mit MTA nach Pulpaexposition

Contributor(s):
H. Herff
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Publication Date:
22 July 2015 (online)

Marques MS, Wesselink PR, Shemesh H. Outcome of Direct Pulp Capping with Mineral Trioxide Aggregate: A Prospective Study. J Endod 2015; DOI: 10.1016/j.joen.2015.02.024

Die direkte Überkappung im Sinne einer vitalen Pulpatherapie ist seit Langem eine anerkannte Therapie zur Versorgung der durch Karies oder Traumata freiliegenden Pulpa. Entscheidend für eine gute Langzeitprognose sind die Elimination ätiologischer Faktoren sowie die vollständige Entfernung der infizierten Zahnhartsubstanz. Ist die gesunde Pulpa exponiert, so sollte eine sofortige Überkappung immer die Therapie der Wahl sein.

Das am besten untersuchte Material für die direkte Überkappung ist Calciumhydroxid. Aufgrund der Vielzahl von Präparaten und Therapieprotokollen sind in der Literatur jedoch keine einheitlichen Erfolgsraten angegeben, es finden sich Werte zwischen 31,8 und 72,7 %. Diese zum Teil sehr niedrigen Erfolgsraten führten dazu, dass Mineral-Trioxid-Aggregat (MTA) als Alternative eingesetzt wurde. Es zeigte in sehr vielen Studien bessere Ergebnisse in Bezug auf den Vitalerhalt der Pulpa als Calciumhydroxid.

Die positive Wirkung des MTAs ist hauptsächlich auf einen Rückgang der Entzündungsreaktion, die Stimulation pulpaler Zellen zur Dentinbildung sowie die Verhinderung von bakteriellem Leakage zurückzuführen. Infolgedessen kann die Pulpa vital erhalten werden und somit das Therapieziel der direkten Überkappung erreicht werden. Als Nachteile sind Verfärbungen der Zahnhartsubstanz, schwierige Verarbeitung, lange Abbindezeit und hohe Kosten zu erwähnen.

Ziel dieser prospektiven experimentellen Studie war es, den Erfolg der direkten Überkappung mit MTA an bleibenden Zähnen im Rahmen eines zweizeitigen Therapieprotokolls zu überprüfen.

Im Rahmen dieser Studie wurden 64 Zähne mit Caries-profunda-Läsionen behandelt, welche klinisch keine Anzeichen einer irreversiblen Pulpitis oder röntgenologisch einer apikalen Parodontitis zeigten. Die Karies wurde unter Verwendung von Kofferdam, eines Kariesdetektors und mithilfe eines Mikroskops vollständig exkaviert, wobei es zu einer Eröffnung der Pulpakammer kam. Nach vorsichtiger Trocknung der exponierten Pulpa wurde weißes MTA in einer Schichtstärke von 1,5 mm appliziert, nach 10 Minuten die Kavität provisorisch mit einem Zement verschlossen. Nach 4–12 Wochen fand, je nach Verlauf, die zweite Therapiesitzung statt. Wurde mithilfe der klinischen Befunde (Sensibilitätstest, Perkussion, Schwellung, Fistel) eine irreversible Pulpitis oder eine Pulpanekrose diagnostiziert, erfolgte eine endodontische Therapie. Die anderen Zähne wurden mit einer adhäsiven Kompositrestauration versorgt und jährlich klinisch und röntgenologisch nachkontrolliert.

Nach durchschnittlich 3,6 Jahren lag die Erfolgsrate bei 91,3 % (n = 46), ein früher Misserfolg (zwischen der ersten und der zweiten Sitzung) trat in 3,1 % auf und ein später Misserfolg (Nachkontrolle > 3 Jahre) ebenfalls in 3,1 %. Zusätzlich wurde festgestellt, dass das Vorhandensein einer Blutung vor der Überkappung sowie die Lokalisation und das Stadium (primär oder sekundär) der Karies keinerlei Einfluss auf den Erfolg der Therapie hatten (p > 0,5), im Gegensatz zum Alter der Patienten (p < 0,5).

Fazit Die direkte Überkappung mit MTA nach Pulpaexposition ist eine erfolgreiche Therapie zum Vitalerhalt der Pulpa. Nach genauer klinischer und röntgenologischer Befundung sollte die Indikation sehr streng gestellt und gegebenenfalls anderen Therapieoptionen der Vorzug gegeben werden. Im Anschluss an die direkte Überkappung sollte zeitnah eine adhäsiv befestigte Restauration erfolgen und der Patient in ein regelmäßiges Recall-System aufgenommen werden, da auch nach längerer Zeit Misserfolge auftreten können.