Zahnmedizin up2date 2015; 9(04): 288
DOI: 10.1055/s-0035-1557801
Buchrezension
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Das“ Lehrbuch der Implantatprothetik

Contributor(s):
N. Kopsahilis
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Publication History

Publication Date:
22 July 2015 (online)

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Implantatprothetik – Ein patientenorientiertes Konzept. Stefan Wolfart. 1. Aufl. 2014, 728 Seiten, Quintessenz Verlags-GmbH

Stefan Wolfart hat hier ein umfassendes zahnmedizinisches Fachbuch vorgelegt. Das Werk trägt dem Sachverhalt Rechnung, dass der Bereich Zahnersatz als Folge der rasanten Entwicklung in der Implantologie, der zunehmenden implantatprothetischen Versorgung mit vollkeramischen Restaurationen und der immer stärkeren Digitalisierung in der Zahnheilkunde äußerst komplex geworden ist. Umso wichtiger ist es, bewährte und wissenschaftlich gestützte Verfahren von experimentellen Konzepten zu unterscheiden.

Das ca. 700 Seiten umfassende Werk ist in fünf Abschnitte gegliedert. Den Ausführungen zu den Grundlagen schließen sich Abschnitte zu Behandlungskonzept und Planung, zum klinischen Vorgehen, zu Versorgungskonzepten und zu zahntechnischen Arbeitsabläufen an. Ausführliche Material- und Gerätelisten sind im Anhang enthalten. Mit ca. 300 Seiten sind die Ausführungen zum klinischen Vorgehen am umfangreichsten. Der Abschnitt zum Behandlungskonzept und zur Planung ist dagegen verhältnismäßig knapp gehalten. Das Werk zeichnet sich durch seine ausgesprochen präzise Formulierung aus. Es enthält zahlreiche Abbildungen, Grafiken, Tabellen und Entscheidungsbäume. Ergebnisse werden in Zwischen-Resümees zusammengefasst. Der Text ist ausführlich mit Quellenhinweisen belegt und schließt ein sorgfältig angelegtes Sachregister ein. All dies macht das Werk zum wertvollen Lehrbuch, aber auch zu einem wichtigen Nachschlagewerk. Insofern erfüllt es hervorragend die Bedürfnisse prothetisch tätiger Zahnärzte. Systematisches Vorgehen und Orientierung an den Patientenbedürfnissen versetzen den Leser in die Lage, anstehende prothetische Aufgaben wissenschaftlich fundiert zu therapieren. Besonders hervorzuheben ist das Eingehen auf chirurgische Aspekte, was gerade für den Brückenschlag zwischen prothetisch behandelndem und chirurgisch tätigem Kollegen bedeutsam ist. Seine besondere Eignung für den Praktiker ergibt sich auch daraus, dass der Schwerpunkt auf dem klinischen Vorgehen liegt. Angefangen von der Röntgenanalyse über die Nachsorge bis zu prothetischen Komplikationen werden die einzelnen Behandlungsschritte präzise dargestellt. Zur Visualisierung werden zahlreiche Patientenfälle vorgestellt und mit Bildern hervorragend belegt. Ausführungen wie „Kreative Lösungen bei der Abformung“ bieten Lösungswege für in der täglichen Praxis auftretende Fragen. Der Blick des Lesers wird durch das Aufgreifen von Regeln/Vorstellungen aus der konventionellen Prothetik und der Gegenüberstellung mit der implantatgetragenen Prothetik geschärft – ein didaktisches Vorgehen, das nicht nur von schon länger tätigen Kollegen begrüßt werden dürfte.

Zwei Bereiche sind etwas knapp behandelt. So wären detailliertere Ausführungen zu einem systematischen therapeutischen Vorgehen bei „funktionsgestörten Patienten“ zu begrüßen gewesen, weil aus dem Bereich kraniomandibulärer Dysfunktionen immer häufiger Diagnosen gestellt werden. Mehr Aufmerksamkeit hätte auch Ansätzen zur Erhaltung und Stabilisierung vorhandenen Zahnersatzes durch Implantate, z. B. bei Verlust von natürlichen Pfeilern bei teleskopierenden Prothesen, gewidmet werden können.

Fazit Zusammenfassend handelt es sich bei der Schrift „Implantatprothetik – Ein patientenorientiertes Konzept“ um ein Werk auf hohem wissenschaftlichem Niveau, das umfassend und detailliert durch Schrift, Bild und Literaturhinweise die wesentlichen Schritte bei der Implantatprothetik erklärt. Anfänger und Fortgeschrittene auf dem Gebiet der prothetischen Rehabilitation werden durch seine Lektüre von der Entscheidungsfindung bis zur Therapie geführt und auf diese Weise hervorragend in die Lage versetzt, ihr Wissen in der Praxis selbstständig einzusetzen. Die Ausführungen zu chirurgischen Fragen ermöglichen es ihnen darüber hinaus, kompetent zusammen mit chirurgisch tätigen Kollegen zu planen und mit ihnen zu kommunizieren. Sein systematischer Aufbau und das durchdachte wissenschaftliche Vorgehen erheben das Werk zu „dem“ Lehrbuch der Implantatprothetik.