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DOI: 10.1055/s-0035-1557677
Medikamentengestützte Behandlung der Alkoholerkrankung mit Baclofen: Sinnvolle Therapieoption im Rahmen eines interdisziplinären Konzepts
Einleitung: Seit März 2014 hat Baclofen in Frankreich eine befristete Zulassung zur Abstinenzerhaltung sowie auch zur Trinkmengenreduktion in der Behandlung der Alkoholstörung erhalten. Es kann bis zu einer Dosis von 300 mg pro Tag verschrieben werden, die Behandlungskosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen getragen. Die divergente Haltung der etablierten Suchtmedizin in beiden Ländern, die unterschiedliche Bewertung durch die Berichterstattung der Medien erscheinen oft emotional gefärbt. Es besteht die Hoffnung, dass die Veröffentlichung der beiden großen französischen Studien die Verschreibungspraxis auch in Deutschland erleichtern werden. In Frankreich ist die Zulassung des Präparates Xylka (Ethypharm) für 2015 intendiert. Die wissenschaftliche Evidenz für Baclofen in der Behandlung der Alkoholabhängigkeit ist hinreichend um einen individuellen Heilversuch, derzeit noch im off-label use, zu rechtfertigen.
Die Bedeutung des GABA-B-Rezeptors sowie des GABA-ergen Systems im Kontext der Suchterkrankung wird derzeit noch unterschätzt. Baclofen, ein GABA-B-Rezeptor-Agonist, weist eine craving-reduzierende Wirkung auf und wirkt sich zudem positiv auf Angst und Depression aus, häufige komorbide Faktoren.
Die Reduktion des Cravings bleibt für einen Therapieerfolg mit nachhaltiger Abstinenz bzw. Problemreduktion im Sinne eines sozial- und gesundheitsverträglichen Konsums unabdingbar, was sich durch unsere interdisziplinäre Arbeit im SHZ Gießen seit mehr als 4 Jahren bestätigt. Das Angebot einer individualisierten Psychotherapie kann erst dann sinnvoll und effektiv genutzt werden.
Ergebnisse: Die Ergebnisse des eigenen Untersuchungsgutes korrespondieren weitgehend mit denen der französischen KollegInnen. Grundvoraussetzung zum Gelingen der Therapie bleibt der Wille des Patienten zur Veränderung seiner Trinkgewohnheiten.
Diskussion: An Hand von Fallbeispielen werden Einleitung der Therapie, Wichtigkeit der individuellen Dosierung, Umgang mit UAW und anderen limitierenden Faktoren erläutert.