Suchttherapie 2015; 16 - S_35_02
DOI: 10.1055/s-0035-1557632

Disulfiram in der ambulanten Therapie alkoholabhängiger Menschen

P Brieger 1, K Hochsattel 1
  • 1Bezirkskrankenhaus Kempten

Einleitung: Die Studie untersuchte Wirksamkeit, Verträglichkeit und Umsetzbarkeit einer ambulanten Disulfiram-Behandlung in einem Versorgungskrankenhaus.

Methoden: Die Daten von 190 alkoholabhängigen Patienten der Psychiatrischen Institutsambulanz des BKH Kempten, die in einem Zeitraum von 10 Jahren am Disulfiram-Therapieprogramm teilgenommen hatten, wurden hinsichtlich Wirksamkeit und Verträglichkeit ausgewertet. Zur Beurteilung möglicher prädiktiver Faktoren wurden unabhängige Variablen sowie der Therapieerfolg als abhängige Variable definiert und eine logistische Regression durchgeführt. Außerdem erfolgte ein Vergleich von rückfälligen und nicht-rückfälligen Pat.

Ergebnisse: Nach einem Jahr waren 24,2% der Pat. abstinent, bei 55% der Pat. kam es trotz Disulfirameinsatz zum Rückfall im ersten Jahr. Es traten keine schweren Komplikationen auf. Therapieerfolg war in erheblichem Maß mit der Teilnahme an abstinenzunterstützenden Gruppen korreliert. Eine höhere Zahl früherer Entgiftungen war ein negativer Prädiktor.

Diskussion: Disulfiram erwies sich als gut verträgliches Medikament in der multimodalen Therapie der Alkoholabhängigkeit, das problemlos in die Regelversorgung zu integrieren war. Etwa ein Viertel der Patienten, die bis dato einen ungünstigen Verlauf ihrer Abhängigkeitserkrankung hatten, erreichten Abstinenz, wobei sich als wesentlicher Prädiktor des Erfolgs die Teilnahme am psychosozialen Begleitprogramm erwies. Das Beispiel zeigt, dass Disulfiramambulanzen auch im bundesdeutschen Versorgungssystem ein wertvoller Baustein sein können.