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DOI: 10.1055/s-0035-1557529
Soziotherapeutisches Wohnheim für multimorbide Drogenabhängige mit komplexem Hilfebedarf: Erfahrungen, Chancen und Grenzen einer Langzeitbetreuung und Behandlung bei enger Kooperation mit Hausärzten, Klinik und Kommune
Einleitung: Personen mit langjähriger Drogenabhängigkeit bedürfen aufgrund ihrer ausgeprägten psychischen, somatischen und/oder sozialen Störungen und Teilhabedefizite intensiver Unterstützung im Alltag durch geeignete betreute Wohnformen über längere Zeiträume. Der Bedarf an geeigneten soziotherapeutischen stationären Wohnformen steigt aufgrund der verbesserten Überlebenschancen und Erreichbarkeit dieser Zielgruppe.
Methoden: Die PSK hat 2009 ein soziotherapeutisches Wohnheim für 24 langjährig Drogenabhängige mit und ohne Substitutionsbehandlung einschließlich ausgeprägter psychiatrischer Komorbidität eröffnet. Eine intensive Tagesstruktur wird vorgehalten, die psychiatrische Behandlung erfolgt über die Institutsambulanz, allgemeinmedizinische Versorgung über die Hausärzte, die Substitutionsbehandlung über Klinikambulanz und Hausärzte.
Ergebnisse: Erste Erfahrungen mit diesem Behandlungsangebot werden dargelegt.
Von aktuell 23 Bewohnern haben 20 eine ausgeprägte psychiatrische Komorbidität, 14 befinden sich in Substitutionsbehandlung, davon 6 in Abdosierung, 3 sind bereits abdosiert. 5 Bewohner sind aktuell in antiretroviraler Behandlung wegen HCV, bei weiteren 5 ist die Behandlung abgeschlossen. Die Aufenthaltsdauer umfasst von Einzelfällen abgesehen ein bis mehrere Jahre. Nach Auszug aus dem Wohnheim sind einige Ex-Bewohner wieder massiv rückfällig geworden. Die Förderung weiterer Selbstständigkeit durch poststationäre betreute Wohngruppen ist mangels Wohnraum bislang nur unzureichend möglich.
Schlussfolgerung: Stationär betreute Wohnformen für chronisch Drogenabhängige mit komplexem Hilfebedarf ermöglichen eine schrittweise Stabilisierung inklusive Mitbehandlung ausgeprägter psychiatrischer und somatischer Störungen. Intensive Kooperation mit der suchtpsychiatrischen Klinik, Haus- und Fachärzten inklusive der Option Substitutionsbehandlung sind elementar. Weiterführende Betreuungsformen unterschiedlicher Intensität wie Außenwohngruppen sind erforderlich zur Vermeidung von Hospitalisierung, Über- und Unterförderung, jedoch auf dem aktuellen Wohnungsmarkt nur schwer zu realisieren mit der Folge eingeschränkter Teilhabe und erheblichem Dekompensationsrisiko.