Einleitung: Ein rechtzeitiger Rauchstopp vor Operationen hat im Prinzip nur Vorteile. Er kann
dazu beitragen, dass die Dosierung von Anästhetika und Schmerzmitteln reduziert (vgl.
Heck & Fresenius (2010) und Sweeney & Grayling (2009)) und das Risiko pulmonaler Komplikationen
vermindert wird (vgl. Thomsen, Villebro & Møller (2010) und Zwissler & Reither (2005)),
weniger Wundheilungsstörungen auftreten (vgl. Ahn, Mulligan & Salcido (2008)), das
Thromboserisiko gesenkt wird (vgl. Benowitz (2003), Bullen (2008) und Surgeon General
(2010)) sowie allgemein schwere Komplikationen reduziert werden (Turan et al., 2011).
Methoden: Mit „Rauchfrei in den OP“ hat die Gesundes Kinzigtal GmbH gemeinsam mit dem Ortenau
Klinikum (im Ortenaukreis der Träger der kooperierenden Kliniken in Offenburg und
weiteren sieben Standorten), der Kreisärzteschaft Ortenau sowie dem Medizinischen
Qualitätsnetz der Ärzteinitiative Kinzigtal (MQNK e.V.) ein Programm entwickelt, das
Raucher unterstützt, sich einer elektiven Operation rauchfrei zu stellen. Angeboten
wird es im Ortenaukreis. Der flächenmäßig größte Landkreis Baden-Württembergs verbindet
das Rheintal mit dem Schwarzwald auf Höhe Straßburgs. Konkret werden Patienten, die
vor elektiven Operationen stehen, von ihrem behandelnden Arzt im Aufklärungsgespräch
auf mögliche Risiken und Auswirkungen des Rauchens bei dem Eingriff hingewiesen. Entscheidet
sich der Patient daraufhin zur Programmteilnahme, darf er zwischen den Entwöhnungsmethoden
Akupunktur und „Nichtraucher in 6 Wochen“ bei einem Kooperationspartner wählen. Als
Qualifikation der Anbieter für Akupunktur wird ein A-Diplom (140 Fortbildungsstunden)
oder eine Vollausbildung, beziehungsweise ein B-Diplom (350 Fortbildungsstunden) nach
der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGfA) e.V. vorausgesetzt. Anbieter
des Programms „Rauchfrei in 6 Wochen“ sind die Suchtberatungsstellen sowie einige
Ärzte. Sie weisen ihre Qualifikation durch eine erfolgreiche Teilnahme am „Curriculum
Tabakabhängigkeit und Entwöhnung“ (20 Stunden), zertifiziert durch den Wissenschaftlichen
Aktionskreis Tabakentwöhnung (WAT) e.V., nach. Das Programm ist gemäß §20 SGB V anerkannt.
Eine zeitliche Abstimmung der Kurse ist vorgesehen, um Terminüberschneidungen zu vermeiden
und kontinuierliche Angebote zu machen. Das vorgestellte Programm basiert auf der
schwedischen Initiative „En rökfri operation“ (siehe auch http://www.enrokfrioperation.se).
Entwickelt wurde es von Prof. Olle Svensson, einem Orthopäden an der Universitätsklinik
Umeå. Wegen der immer wieder auftretenden Komplikationen während und nach Operationen
bei Rauchern, weigerte er sich, diese elektiven Eingriffe durchzuführen. Erst bei
erwiesener Rauchfreiheit, bei der er die Patienten unterstützte, nahm er sie vor.
Ergebnisse: Mittlerweile setzen rund 66 Prozent aller schwedischen Kliniken seine Initiative
um. Im Gegensatz zur schwedischen „rökfri operation“ setzt das Programm „Rauchfrei
in den OP“ auf Freiwilligkeit und ausführliche Information. In Deutschland gibt es
unseres Wissens bisher keine Initiativen ähnlicher Natur. „Rauchfrei in den OP“ startete
im ersten Quartal 2015. Wir berichten über Entstehung, Umsetzung und erste Erkenntnisse.