intensiv 2015; 23(04): 230
DOI: 10.1055/s-0035-1557008
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Für Sie gelesen: Mit Validation lernt man umzuschalten

Contributor(s):
Sabine Grützmacher
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Publication Date:
07 July 2015 (online)

Stefanie Monke: „Mit Validation lernt man umzuschalten“ – Forschungsbericht zum Einsatz der Validation bei akut verwirrten Patienten in der Intensivpflege

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(Foto: Diplomica Verlag)

Mit dem vorliegenden Buch liegt ein pflegewissenschaftlicher Beitrag für die Intensivpflege vor. Die Autorin geht der Frage nach, inwieweit das Kommunikationskonzept der Integrativen Validation nach Nicole Richard, das vor allem in der Pflege und Betreuung demenziell veränderter alter Menschen eingesetzt wird, einen Zugang zum akut verwirrten Menschen auf Intensivstationen ermöglichen kann.

Die Integrative Validation zielt darauf ab, Verständigung mit Menschen herzustellen, die auf der kognitiven bzw. Verstandesebene nicht (mehr) erreichbar sind. Mit der Validation werden Stimmungen, Gefühle und Antriebe der Betroffenen erfasst und gespiegelt. Die Autorin des vorliegenden Forschungsberichts geht der Frage nach, ob es geschulten Intensivfachpflegekräften gelingt, validierend einen Zugang zu akut verwirrten Intensivpatienten zu finden.

Der Leser erfährt, in welchen Handlungssituationen die Integrative Validation auf der Intensivstation eingesetzt werden kann und in welchen nicht. Beispielsweise ist in Notfallsituationen eine validierende Herangehensweise nicht möglich, wie interviewte Pflegekräfte berichten: „Wenn eine Notsituation ist, dann kann ich nicht validieren, sondern muss mich erst einmal um die Stabilisierung des Patienten kümmern.“

Das Buch gibt im ersten Kapitel Einblicke in das Phänomen der akuten Verwirrtheit auf der Intensivstation, das auch als Delir bezeichnet wird und vor allem ältere Patienten betrifft. Im zweiten Kapitel wird auf die Möglichkeiten der Versorgung bei Vorliegen einer akuten Verwirrtheit eingegangen.

Die beiden folgenden Kapitel sind der Datenerhebung und -auswertung im Hinblick auf die Forschungsfragen gewidmet. Neben einer Darlegung der deutschen und internationalen Studienlage finden sich Experteninterviews mit geschulten Intensivpflegekräften. Die Auswertung der Interviews gibt Aufschluss über die Möglichkeiten, Grenzen und Perspektiven des Einsatzes der Integrativen Validation in der Kommunikation mit akut verwirrten kritisch kranken Menschen.

Beschlossen wird das Buch mit einer Übersicht der verwendeten Literatur und einer genauen Dokumentation des Vorgehens, sodass hiermit auch ein Beispiel für die systematische Beantwortung einer Forschungsfrage vorliegt.

Das Buch ist aufschlussreich für Intensivpflegekräfte, die auf der Suche nach Wegen sind, akut verwirrten Intensivpatienten in ihrer subjektiv erlebten Notlage adäquat und wertschätzend zu begegnen mit dem Ziel, die Situation zu entspannen.