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DOI: 10.1055/s-0035-1555594
Hypoxie in der Flugsimulation bei adipösen Patienten
Einleitung:
Die Druckverhältnisse in einem Verkehrsflugzeug auf Reiseflughöhe entsprechen etwa denen in einer Höhe von bis zu knapp 2500 Metern. Dies führt zu einem verringerten O2-Partialdruck und damit zu einem Abfall der Blutsauerstoffsättigung.
Bislang ist unklar, wie ausgeprägt bei adipösen Patienten (BMI≥30 kg/m2) eine Hypoxie in der Flugsituation auftritt und wie dies durch Begleiterkrankungen wie COPD oder OHS beeinflusst wird. Außerdem ist fraglich, ob bei diesen Patientengruppen Gehtests eine vorhergehende Einschätzung dessen erlauben. Zudem wäre herauszufinden, wieviel Sauerstoff benötigt wird, um eine ausreichende O2-Sättigung (≥90%) aufrechtzuerhalten.
Methoden:
Wir präsentieren eine prospektive, monozentrische, nicht-interventionelle Studie. Patienten mit einem BMI≥30 kg/m2 wurden mittels Bodyplethysmografie, 6-min-/50 m-Gehtest und Blutgasanalysen untersucht. Anschließend wurden Flugbedingungen unter normobaren Bedingungen (Hypoxia Altitude Simulation Test, HAST) sowie hypobaren Verhältnissen (Hypobaric Chamber Test, HCT) unter möglicher Sauerstoffgabe simuliert.
Ergebnisse:
Bislang wurden 8 lungengesunde Probanden (4 m, 4w, 42 ± 9 Jahre, BMI 36,0 ± 3,5 kg/m2), 8 COPD-Patienten (5 m, 3w, 57 ± 11 Jahre, BMI 32,8 ± 3,1 kg/m2) und 2 OHS-Patienten (2w, 37 – 59 Jahre, BMI 40,9 – 47,5 kg/m2) untersucht. Die Probanden zeigten eine unauffällige Lungenfunktion und eine adäquate Leistungsfähigkeit (6-MWD 555 ± 43 m, 50 m-Gehzeit 28 ± 4 s) bei durchweg guter O2-Sättigung und unauffälligen BGA-Werten (in Ruhe: SpO2 98 ± 1%, PaO2 81 ± 9 mmHg, PaCO2 38 ± 4 mmHg; post-6-MWT: SpO2 97 ± 1%, PaO2 92 ± 7 mmHg, PaCO2 36 ± 3 mmHg). Die COPD-Patienten zeigten eine erwartungsgemäß eingeschränkte Lungenfunktion (FEV1 64 ± 19%Soll) bei reduzierter Leistungsfähigkeit (6-MWD 471 ± 74 m, 50 m-Gehzeit 34 ± 6 s) und leicht eingeschränkten Blutgasen (in Ruhe: SpO2 94 ± 2%, PaO2 67 ± 11 mmHg, PaCO2 37 ± 3 mmHg; post-6-MWT: SpO2 94 ± 5%, PaO2 76 ± 11 mmHg, PaCO2 35 ± 4 mmHg). Die 2 OHS-Patienten zeigen tendenziell ähnliche Werte.
Die HAST und HCT-Ergebnisse waren untereinander weitgehend vergleichbar. Die lungengesunden Probanden zeigten hierbei jeweils O2-Sättigungen ≥90% ohne Substitutionsbedarf. Die entsprechenden Ergebnisse der Patienten waren individuell unterschiedlich, dabei z.T. unter 90% mit einem O2-Bedarf von bis zu 0,5L/min.
Schlussfolgerung:
Das Vorliegen von Adipositas Grad I-II (< 40 kg/m2) ohne relevante Lungenerkrankung führt in einer simulierten Flugsituation nicht zu einem Sättigungsabfall auf unter 90%, der einer dauerhaften Substitution bedürfen würde. COPD- bzw. OHS-Patienten sollte individuell auf ihre Flugtauglichkeit getestet werden. Eine abschließende Schlussfolgerung, insbesondere in Hinblick auf den prädiktiven Wert der Gehtests, kann aufgrund der andauernden Datenerhebung und -auswertung noch nicht erfolgen.