Z Gastroenterol 2003; 41 - P336
DOI: 10.1055/s-0035-1555537

Evaluation von Muskelfunktionstest zur Diagnostik einer Katabolie bei gastroenterologischen Patienten

N Bracke 1, S Gastell 1, M Pirlich 1, B Schmidt 2, J Ockenga 1, H Lochs 1
  • 1Universitätsklinikum Charité, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Berlin
  • 2Universitätsklinikum Charité, Klinik für Pulmologie, Berlin

Hintergrund/Einleitung: Die Harnstoffproduktionsrate (HPR) ist eine etablierte Methode zum Nachweis einer Katabolie, die jedoch mit großem methodischem Aufwand verbunden ist. Eine einfachere, schnell durchführbare Methode wäre deshalb wünschenswert. Da eine pathologisch erhöhte HPR mit einem erhöhten Protein-(Muskel-)abbau assoziiert ist, stellten wir uns die Frage, ob eine Muskelfunktionsbestimmung eine Katabolie erfassen könnte.

Zielsetzung: Wir untersuchten, ob Muskelfunktionstests (Lungenfunktions-, Muskelfunktionsmessungen) – insbesondere Bedside-Tests – als Alternative zur HPR geeignet sind.

Material und Methoden: Es wurden 72 Patienten auf einer gastroenterologischen Station (39?, 33?, 55±16 Jahren) untersucht. Die HPR (≥10g/d=Katabolie, O aus 2×24h-Sammelurinen) wurde mit dem Vitalograph® als Bedside-Test und der Spirometrie als Goldstandard (beides Lungenfunktionstests zur Messung der maximalen Flussgeschwindigkeit, Peak flow) verglichen, parallel wurden die Ergebnissen mit der Maximalkraftmessung mittels Handgrip-Dynamometer (DigiMax®) verglichen. Der Ernährungszustand wurde mittels Messung der Körperzusammensetzung durch die Bioelektrischer Impedanzanalyse (BIA) wie auch durch die Anthropometrie charakterisiert.

Ergebnisse: Die Muskelfunktionstests zeigten keine signifikante Assoziation mit der HPR (Vitalograph® R=-0,067 p=0,586; DigiMax® R=0,086 p=0,514; Spirometrie R=0,086 p=0,339). Es existierten positive Korrelationen zwischen den Befunden von DigiMax® und Lungenfunktion (Spirometrie R=0,515 p=0,000; Vitalograph®R=0,515 p=0,000) wie auch zwischen denen des Peak flow und der Körperzellmasse (BCMBIA, R=0,364 p=0,002) sowie dem mittels Anthropometrie ermittelten Armmuskelumfang (R=0,320 p=0,006).

Schlussfolgerung: Da bei gastroenterologischen Patienten die Werte der Muskelfunktionstests mit denen der HPR keinen Zusammenhang zeigten, bleibt die HPR die Methode der Wahl zur Diagnostik einer Katabolie. Peak flow Messungen durch Vitalograph® wie auch Handkraftmessung mittels DigiMax® erweisen sich hier als valide Bedside-Methoden. Sie sind geeignet Patienten mit einer bereits bestehenden Mangelernährung zu identifizieren. In Zukunft könnten Messungen mittels Vitalograph® einfacherhalber der Spirometrie und dem DigiMax® vorgezogen werden.