Z Gastroenterol 2003; 41 - P332
DOI: 10.1055/s-0035-1555533

Rolle des antimikrobiellen Peptids Hepcidin bei der hereditären Hämochromatose

SG Gehrke 1, H Kulaksiz 1, W Stremmel 1
  • 1Innere Medizin IV, Universitätsklinikum Heidelberg

Experimentelle Daten lassen auf eine zentrale Rolle des in der Leber exprimierten antimikrobiellen Peptids Hepcidin in der Regulation des Eisenstoffwechsels schließen. So hemmt das Akutphase-Protein Hepcidin die intestinale Eisenaufnahme und scheint entscheidend an der Pathogenese der Infekt- und Tumoranämie beteiligt zu sein. Ziel dieser Studie war es, die Expression des Hepcidins unter klinischen und experimentellen Bedingungen einer Eisenüberladung einschließlich der hereditären Hämochromatose zu untersuchen. Mittels quantitativer RT-PCR wurde die Expression des Hepcidins sowie der wesentlich am Eisenstoffwechsel beteiligten Gene in Leberbiopsien von Hämochromatosepatienten und Kontrollpersonen ohne Eisenüberladung bestimmt. Zudem wurde die Abhängigkeit der mRNA-Expression des Hepcidins von transferringebundenem Eisen, nicht-transferringebundenem freiem Eisen sowie Deferoxamin in humanen Hepatom-Zellen (HepG2) untersucht. Die erhobenen Daten zeigen, dass die Expression des Hepcidins bei Kontrollpersonen ohne Eisenüberladung signifikant mit den Ferritinspiegeln im Serum korreliert. Im Gegensatz dazu fand sich bei den Hämochromatosepatienten trotz erheblicher Eisenüberladung und hohen Ferritinspiegeln keine gesteigerte Expression des Hepcidins. Vielmehr zeigte sich eine negative Korrelation der Hepcidin-Expression mit der Serum-Transferrinsättigung. Außerdem fanden wir eine hochsignifikante Korrelation der Hepcidin-Expression mit der Transferrinrezeptor-2-Expression unabhängig von dem Vorhandensein einer Eisenüberladung. Unsere in vitro Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Hepcidin-Expression bereits bei geringen Konzentrationen an nicht-transferringebundenem Eisen drastisch abnimmt. Dieser Zusammenhang scheint die negative Korrelation der Hepcidin-Expression mit der Serum-Transferrinsättigung zu erklären und könnte einen zentralen Mechanismus in der Pathogenese zahlreicher Eisenstoffwechselstörung einschließlich der Hämochromatose darstellen.