Z Gastroenterol 2003; 41 - P292
DOI: 10.1055/s-0035-1555493

Bedeutung der Multimarker-Analyse bei kolorektalen Karzinomen für zukünftige individuelle Therapieentscheidungen

P Grabowski 1, K Maaser 1, C Hanski 1, H Stein 2, I Sturm 4, P Daniel 4, W Hopfenmüller 3, M Zeitz 1, H Scherübl 1
  • 1Medizinische Klinik I, Gastroenterologie/Infektiologie/Rheumatologie
  • 2Institut für Pathologie
  • 3Institut für Medizinische Statistik, Universitätsklinikum Benjamin Franklin, FU Berlin
  • 4Klinik für Hämatologie/ Onkologie/ Tumorimmunologie, Charité Campus Buch, Humboldt-Universität Berlin

Hintergrund: Kürzlich haben wir verschiedene neue Prognosefaktoren bei kolorektalen Karzinomen untersucht, u.a. die neuroendokrine Differenzierung, die Überexpression des sialyl-LeX-Antigens, die Überexpression des peripheren Benzodiazepinrezeptors (PBR), die Expression von BAX und p53-Mutationen. Ob eine Kombination dieser Marker eine noch zuverlässigere Aussagekraft bezüglich der Prognose der Patienten besitzt, war Gegenstand dieser Arbeit.

Methoden: Von 48 Patienten, die 1989–1991 an unserer Klinik an einem kolorektalen Karzinom im Stadium UICC III kurativ operiert worden sind, lagen die klinischen follow-up Daten für mindestens fünf Jahre vor. Paraffin-eingebettete OP-Präparate dieser Patienten wurden immunhistochemisch auf die oben genannten Marker untersucht und die Ergebnisse mit dem weiteren klinischen Verlauf korreliert. Mithilfe der multivariaten Diskriminanzanalyse wurde ein mathematische Funktion gebildet, mit der der weitere Krankheitsverlauf der Patienten abgeschätzt werden kann. Zur Überprüfung dieser mathematischen Funktion wurde das Tumormaterial von weiteren 15 Patienten mit bekannten klinischen Daten herangezogen und ebenfalls auf die verschiedenen Marker hin untersucht.

Ergebnisse: Jeder der genannten Marker(neuroendokrine Differenzierung, Sialyl-LeX, PBR, BAX, p53) hat für sich eine prognostische Bedeutung beim fortgeschrittenen kolorektalen Karzinom. Nichtsdestotrotz wird durch die Färbung mit den einzelnen Markern der weitere Krankheitsverlauf nur in 58–70% korrekt vorhergesagt. Die Kombination aus allen fünf Markern liess diesen Wert auf knapp 80% steigern. Mithilfe der daraus abgeleiteten mathematischen Gleichung konnte bei einem anderen Patientenkollektiv mit ähnlichen klinischen Daten der Krankheitsverlauf in ebenfalls 80% der Fälle richtig eingeschätzt werden.

Diskussion: Mit dieser Arbeit konnten wir erstmals zeigen, dass die Kombination verschiedener prognostischer Marker dem Einsatz einzelner Marker deutlich überlegen ist. Zudem war es möglich, eine mathematische Gleichung abzuleiten, mit der Patienten bereits zum Zeitpunkt der Diagnose nach ihrem individuellen Risiko eingeschätzt werden können. Die „Multimarkeranalyse“ ist somit eine Rationale für zukünftige, risikoadaptierte, individuelle Therapieentscheidungen.