Z Gastroenterol 2003; 41 - P255
DOI: 10.1055/s-0035-1555456

Die Expression des lymphangiogenen Vascular Endothelial Growth Factor D (VEGF-D) korreliert mit der lymphogenen Metastasierung von Magenkarzinomen

S Jüttner 1, C Wißmann 1, T Jöns 2, S Gretschel 3, MZ Strowski 1, B Wiedenmann 1, W Kemmner 3, M Höcker 1
  • 1Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Hepatologie und Gastroenterologie, Campus-Virchow-Klinikum, Universitätsklinikum Charité, Berlin
  • 2Institut für Anatomie, Campus Mitte, Universitätsklinikum Charité, Berlin
  • 3Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, Campus Buch, Universitätsklinikum Charité, Berlin

Hintergrund/Einleitung: Adenokarzinome des Magens sind weltweit die zweithäufigste Ursache für Todesfälle durch Krebs, wobei die lymphatische Metastasierung entscheidend für Verlauf und Prognose der Erkrankung ist. VEGF-D wurde kürzlich als wichtiger lymphogener, prometastatischer Faktor identifiziert (Nature Med. (2001) 7:186–9), die Bedeutung von VEGF-D für Metastasierung und Prognose von Magenkarzinomen ist jedoch unklar.

Zielsetzung: Analyse der VEGF-D-Expression in Magenkarzinomen und Korrelation mit klinischen Parametern.

Material und Methoden: Die Expression von VEGF-D wurde in 31 primären Magenkarzinomen (15 mit, 16 ohne Lymphknotenmetastasen), 5 Lymphknotenmetastasen und 8 tumorfreien Magengeweben mittels Immunhistochemie, real time RT-PCR und/oder in situ-Hybridisierung untersucht und mit klinischen sowie histopathologischen Parametern korreliert. Außerdem wurden Lymph- und Blutgefäße mittels Immunhistochemie für die Markerproteine CD-146, flt-4 und Prox-1 dargestellt.

Ergebnisse: In tumorfreien Magengeweben fand sich eine Expression von VEGF-D in Foveolar- und Drüsenepithelien sowie Entzündungszellen und zu einem deutlich geringeren Grad auch in einigen glatten Muskel- und Endothelzellen. In Magenkarzinomen war VEGF-D vorwiegend in Tumorepithelzellen, aber auch in Entzündungszellen nachweisbar. Dabei zeigten 14/31 Karzinomen deutliche fokale Unterschiede in der VEGF-D-Expression. Magenkarzinome, in denen sich Areale mit mäßiggradiger oder starker VEGF-D-Immunoreaktivität fanden, wiesen zu 73% Lymphknotenmetastasen auf (11/15). Im Gegensatz dazu waren nur 4/16 Tumoren mit schwacher oder fehlender Immunoreaktivität Lymphknoten-positiv (25%; p<0,05 im exakten Fisher-Test). In allen 5 untersuchten Lymphknotenmetastasen waren VEGF-D-positive Tumorzellen nachweisbar.

Schlussfolgerung: Wir beschreiben erstmals das Expressionsmuster von VEGF-D in Magenkarzinomen, assoziierten Metastasen sowie nichttranformierter Magenmukosa. Die Korrelation der Expressionsbefunde mit dem Lymphknotenstatus weist auf eine wesentliche Bedeutung von VEGF-D für die lymphogene Metastasierung von Magenkarzinomen hin. Die weitere Analyse der Expression und Wirkung von VEGF-D kann neue Einblicke in die Pathogenese metastasierender Magenkarzinome liefern und so zu neuen diagnostischen und/oder prognostischen Optionen führen.