Z Gastroenterol 2003; 41 - P247
DOI: 10.1055/s-0035-1555448

Das Zusammenwirken der p53-Familienmitglieder, p53, p63 und p73, ihre Mutationen und die Induktion ihrer dominant-negativen Formen entscheiden über das Ansprechen von Hepatomzellen auf Chemotherapie

A-E Schulze Schleithoff 1, O Gressner 1, A Koch 1, K Lorenz 1, A Dax 1, PH Krammer 2, W Stremmel 1, M Müller 1
  • 1Innere Medizin IV, Universitätsklinikum Heidelberg
  • 2Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg

Hintergrund/Einleitung: Funktionelle Inaktivierung von p53 führt zur Apoptose- und damit verbundenen Therapieresistenz von malignen Tumoren. Flores et al. (Nature vol. 416, 560) konnten kürzlich zeigen, dass p53 zur Apoptoseinduktion nach DNA-Schädigung p63 und p73 benötigt. Es liegen bisher keine Daten vor, inwieweit p63 und p73 bei einer p53-rekonstituierenden Gentherapie berücksichtigt werden sollten.

Zielsetzung: Unser Ziel ist die Entwicklung einer komplementären Behandlungsstrategie des hepatozellulären Karzinoms (HCC) durch kombinierten Transfer pro-apoptotischer Gene der p53-Familienmitglieder.

Material und Methoden: p53, p63, p73 und ΔNp73 (Apoptose-Inhibitor) werden einzeln oder in Kombination mittels adenoviraler Vektoren in Hep3B-Zellen und in primäre humane Hepatozyten (PHH) transferiert und die Apoptose-auslösende Wirkung untersucht. Zusätzlich wurde getestet, ob eine komplementäre Behandlung mit Chemotherapeutika, hier wurde Bleomycin in therapeutischer Konzentration eingesetzt, zu einer erhöhten Apoptoserate führt. Der spezifische Nachweis der Apoptose erfolgte durch FACS-Analyse nach Nicoletti-Färbung.

Ergebnisse: p53 hat in Hep3B Zellen die ausgeprägteste pro-apoptotische Wirkung, gefolgt von p73 und p63. Kombination eines adenoviralen Gentransfers von p53, p63 und p73 führt gegenüber adenoviralem Gentransfer einzelner p53-Familienmitglieder zu einer synergistischen Wirkung hinsichtlich der Apoptose-Induktion in Hepatomzellen. Die Kombination des Transfers von p53/p63/p73 zusammen mit Chemotherapie führt zur signifikant höchsten Apoptoserate von Tumorzellen. Von entscheidender Bedeutung für die Chemotherapiesensitivität von Hepatomzellen ist das Verhältnis von p73 zu seiner dominant-negativen Form ΔNp73. ΔNp73 inhibiert sowohl die p53- als auch die p73- und die Bleomycin-induzierte Apoptose.

Schlussfolgerung: Von besonderem Interesse für zukünftige Gentherapie/Chemotherapiestrategien ist, dass die Ratio p53/p63/p73/ΔNp73 über die Responsivität von Tumorzellen gegenüber Chemotherapeutika entscheidet. Die Beschreibung einer Interferenz von p53, ΔNp73 und p73 impliziert, dass der p53-Status eines malignen Tumors nicht als der alleinige Indikator für Prognose und Therapieansprechen gewertet werden kann.