Z Gastroenterol 2003; 41 - P103
DOI: 10.1055/s-0035-1555305

Lebensqualität bei Patienten mit Stuhlinkontinenz: Biofeedbacktraining versus chirurgische Maßnahmen

H Hinninghofen 1, B Wietek 2, EC Jehle 3, P Enck 4
  • 1Klinik für Allgemeine Chirurgie, Universitätsklinikum Tübingen
  • 2Klinik für Diagnostische Radiologie, Universitätsklinikum Tübingen
  • 3Krankenhaus St. Elisabeth, Ravensburg
  • 4Zentrum für Medizinische Forschung, Universitätsklinikum Tübingen

Stuhlinkontinenz beeinträchtigt erheblich die Lebensqualität. Wir haben chirurgische Maßnahmen sowie Biofeedback-Training (BFB) bezüglich ihrer Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patienten untersucht.

Methode: 166 (137 weiblich, Alter: 60,5±12,4) Patienten einer Inkontinenz-Sprechstunde wurden entweder einer chirurgischen (n=101) oder randomisiert einer von drei konservativen Therapieformen zugeführt: konventionelles Sphinktertraining mit Biofeedback-Gerät (BFT-C, n=26), Sphinktertraining mit Elektrostimulation (BFT-E, n=18), oder reines Beckenbodentraining ohne Hilfsmittel (BBT, n=21). 75 Patienten unterzogen sich nach der chirurgischen Intervention ebenfalls einem Biofeedbacktraining. Vor der Therapie, sowie nach der chirurgischen Intervention und nach 3monatigem Biofeedbacktraining wurde die generelle Lebensqualität (G-LQ: PGWBI, Dupuy et al. 1994), die Lebensqualität bezüglich Inkontinenz (I-LQ: Rockwood et al. 2000) und die Symptomschwere (Wexner Score) erhoben.

Ergebnisse: Vor der Therapie zeigten sich für alle Patienten die G-LQ und die I-LQ Werte signifikant verringert im Vergleich zu den Normwerten. Für die I-LQ ergab sich eine signifikante negative Korrelation mit der Symptomschwere (r=-,44, p<.005). Patienten mit chirurgischer Indikation hatten eine signifikant geringere I-LQ als Patienten die BFB verordnet bekamen (2.33 vs. 2.55, p=.04), die G-LQ unterschied sich zwischen diesen Gruppen nicht (69.5 vs. 65.1, ns.). Nach der Operation zeigte sich eine signifikante Verbesserung der I-LQ (von 2.33 auf 2.69, p=.004), jedoch nicht für die G-LQ. Nach BFB verbesserte sich die G-LQ und die I-LQ für alle signifikant: I-LQ von 2.77 auf 2.96 (p=.006) nach Operation, und von 2.56 auf 2.85 (p=.006) bei Patienten mit ausschließlich BFB. Für G-LQ von 66.3 auf 71.4 (p=.01) bzw von 68.8 auf 72.7 (p=.024). Zur Abschlussuntersuchung fanden sich keine Unterschiede in beiden LQ-Scores zwischen den Gruppen. Zwischen den BFB-Gruppen ergaben sich keine Unterschiede zwischen I-LQ und G-LQ.

Schlussfolgerung: Der I-LQ-Score ist sensitiv für die Symptomschwere und für Veränderungen nach chirurgischer Therapie, während der G-LQ-Score spezifisch auf Veränderungen nach konservativer Therapie reagiert. (Supported by the EU: QLRT-2001–00218 and DFG: EN 50/21–1)