Z Gastroenterol 2003; 41 - P28
DOI: 10.1055/s-0035-1555230

Cardia-typische Mukosa ist der prädominante Metaplasie-Typ im unteren Ösophagus

U Peitz 1, M Vieth 2, A Leodolter 1, S Kahl 1, A Roessner 2, P Malfertheiner 1
  • 1Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie
  • 2Institut für Pathologie; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Hintergrund/Einleitung: Nur spezialisierte intestinale Metaplasie (SIM) in einem mit Zylinderepithel ausgekleideten unteren Ösophagus („columnar epithelium lined lower esophagus“, „CLE“) ist als Risiko für ein Adenokarzinom des Ösophagus anerkannt. Zahlen über die Prävalenz der SIM in einem endoskopisch identifizierten CLE schwanken jedoch stark. Es stellt sich die Frage, ob andere Mukosa-Typen dieser Lokalisation irgendeine klinische Bedeutung haben.

Zielsetzung: Die Mukosa-Typen und ihre Häufigkeit im CLE zu bestimmen.

Material und Methoden: 306 Patienten (Alter 19 bis 88, im Mittel 56 Jahre; 68% männlich) mit Ösophagogastroduodenoskopie wegen dyspeptischer oder Reflux-Beschwerden wurden hinsichtlich endoskopischer und histologischer Befunde des ösophagogastralen Übergangs verglichen. CLE wurde definiert als jegliche Verlagerung des squamokolumnaren Übergangs (SCJ) proximal zur ösophagogastralen Grenze (EGJ), sei es in Form von Zungen, Inseln oder zirkulären Arealen. Die EGJ wurde identifiziert durch die orale Grenze der Magenfalten und die aborale Begrenzung der Palisadenvenen im unteren Ösophagus. Die Länge des CLE wurde folgendermassen gruppiert: kein CLE (Gruppe 1), CLE <1cm (Gruppe 2), CLE <3cm (Gruppe 3) und CLE ≥3cm (Gruppe 4).

Ergebnisse:

Endoskopie-
Gruppierung

Biopsie-
Lokalisation

n

Histologie
Fundus-Typ

Cardia-Typ

Komplette intestinale Metaplasie

SIM

1

EGJ

110

42%

54%

18%

1%

2–4

EGJ

196

36%

55%

12%

9%

2

CLE <1cm

123

15%

55%

4%

29%

3

CLE <3cm

52

11%

66%

0%

36%

4

CLE≥3cm

21

8%

47%

0%

83%

Schlussfolgerung: Im CLE werden histologisch drei verschiedene Schleimhauttypen angetroffen: Cardia-, Fundus- und SIM-Typ. Die Häufigkeit der SIM („Barrett's-Mukosa“) korreliert mit der Länge der CLE. Der häufigste Mukosatyp im kurzstreckigen CLE war der Cardia-Typ, aber auch langstreckige Segmente enthalten noch in der Hälfte der Fälle diesen Schleimhauttyp. Dies legt nahe, dass cardia-typische Schleimhaut eine refluxinduzierte Metaplasie ist und vermutlich der SIM vorangeht. Die Prognose des CLE mit alleiniger Cardia-typischer Mukosa sollte bestimmt werden. Solche Fälle grundsätzlich von Überwachungsprogrammen auszuschließen, erscheint fraglich.