Z Gastroenterol 2003; 41 - PP25
DOI: 10.1055/s-0035-1555197

Peripheres Ghrelin induziert Nahrungsaufnahme und eine Aktivierung von Neuronen der arcuato-paraventrikulären Achse des Hypothalamus

P Kobelt 1, J Rüter 2, J Tebbe 3, Y Avsar 1, R Veh 4, Y Taché 5, BF Klapp 2, B Wiedenmann 1, H Mönnikes 1
  • 1Charité, Medizinische Klinik m.S. Hepatologie, Gastroenterologie, Endokrinologie und Stoffwechsel
  • 2Charité, Medizinische Klinik m.S. Psychosomatik
  • 3Phillips-Universität Marburg, Medizinische Klinik m.S. Gastroenterologie und Hepatologie
  • 4Charité, Institut f. Anatomie, Sektion Elektronenmikroskopie und molekulare Neuroanatomie
  • 5Department of Medicine, CURE Digestive Diseases Research Center, UCLA, Los Angeles, CA, USA

Hintergrund/Einleitung: Ghrelin,ein aus 28 Aminosäuren bestehendes Peptidhormon,wird hauptsächlich im Magen gebildet und vermittelt seine Wirkung über den GHS-Rezeptor.Peripheres Ghrelin induziert eine Steigerung der Nahrungsaufnahme.In früheren Studien wurde gezeigt,dass peripher appliziertes Ghrelin im Gehirn allein im Ncl. arcuatus (NARC) die Expression von c-fos, einem etabliertem Marker neuronaler Aktivierung,induziert. Hierbei handelt es sich überwiegend um NPY-Neurone,für die propagiert wird,dass sie zum Paraventrikulären Nukleus des Hypothalamus (PVN) projizieren und an der Kontrolle von Nahrungsaufnahme beteiligt sind.Die Selektivität der Zunahme c-Fos-LI positiver Neurone im NARC ist überraschend,da GHS-Rezeptoren in weiteren Kerngebieten von Hypothalamus und Hirnstamm exprimiert werden,die an der Kontrolle der Nahrungsaufnahme beteiligt sind.

Zielsetzung: Ziel dieser Studie war es deshalb,den Effekt von peripherem Ghrelin auf neuronale Aktivität in Hypothalamus und Hirnstamm mittels c-Fos-LI unter Einsatz konfokaler Lasermikroskopie zu untersuchen.

Material und Methoden: Studie 1: Der Effekt von intraperitoneal (ip) injiziertem Ghrelin (1nmol und 10 nmol) auf die Nahrungsaufnahme nicht-gefasteter Ratten wurde über 4 Stunden bestimmt. Studie 2: Die Wirkung von Ghrelin (1 nmol ip) auf die Dichte c-Fos-LI positiver Neurone in relevanten Hirnregionen wurde semiquantitativ bestimmt.

Ergebnisse: Nach peripherer Ghrelingabe war über 4 Stunden eine signifikante,nicht-dosisabhängige Steigerung der Nahrungsaufnahme zu beobachten.Zusätzlich zur Induktion von c-fos Expression im NARC war eine signifikante Zunahme der Dichte c-Fos-LI positiver Neurone im PVN (x±SEM:1 nmol Ghrelin ip 42±5; NaCl 17,7±1,3) nachweisbar.Weiterführende Analysen (Immunhistochemie) zeigten, dass die c-Fos-LI positiven PVN-Neurone in einem Netzwerk von NPY-Nervenfasern liegen.In anderen relevanten Hirnstammarealen (Area postrema, NTS) konnte keine Induktion neuronaler Aktivität durch peripheres Ghrelin nachgewiesen werden.

Schlussfolgerung: Diese Daten weisen auf eine Beteiligung des arcuato-paraventriculären Systems an der Induktion von Nahrungsaufnahme durch peripheres Ghrelin hin. Sie unterstützen das Konzept der Beteiligung von NPY-Projektionen vom NARC zum PVN an der Vermittlung dieser Effekte.