Z Gastroenterol 2003; 41 - PP1
DOI: 10.1055/s-0035-1555173

Allel 2 des Interleukin-1 Rezeptorantagonisten-Gens (IL-1RN*2) als unabhängiger genetischer Faktor bei Patienten mit Magenfrühkarzinomen

J Glas 1, H-P Török 1, A Schneider 2, M Stolte 2, C Folwaczny 1
  • 1Medizinische Klinik und Poliklinik, Standort Innenstadt, Ludwig-Maximilians-Universität München
  • 2Institut für Pathologie, Klinikum Bayreuth

Hintergrund/Einleitung: Neben der Infektion mit H. pylori spielen genetische Faktoren bei der Entstehung des Magenkarzinoms eine entscheidende Rolle. So wurde von El-Omar et al. (Nature 412: 398–402) bei erstgradigen, mit H. pylori infizierten Angehörigen und Patienten mit Magenkarzinomen eine starke Assoziation mit Polymorphismen des Interleukin-1 Genclusters beschrieben. Dabei war die Assoziation mit den Allelen IL-1B-31C und IL-1RN*2, welche für das proinflammatorische Zytokin IL-1β bzw. dessen Antagonisten IL-1ra kodieren, besonders ausgeprägt. Einen ähnlichen Befund einer Assoziation mit den Allelen IL-1–511T und IL-1RN*2 erhoben Machado et al. (Gastroenterology 121: 823–829). Die drei genannten Polymorphismen weisen ein deutliches Kopplungsungleichgewicht auf, das Magenkarzinomrisiko ist insbesondere bei für diese Allele homozygoten Individuen erhöht.

Material und Methoden: Es wurden 47 Patienten mit Magenfrühkarzinomen sowie 145 gesunde Kontrollpersonen bezüglich der Polymorphismen IL-1B-31, IL-1–511 und IL-1RN genotypisiert. Als Ausgangsmaterial diente neben leukozytärer DNA paraffineingebettetes Gewebe von Magenfrühkarzinomen, das zunächst mittels Xylen deparaffinisiert und anschließend die DNA mittels eines kommerziellen Kits extrahiert wurde. Die Genotypisierung erfolgte mittels PCR sowie RFLP für IL-1B-31 und IL-1–511 und anschließende Agarosegelelektrophorese.

Ergebnisse: Es fand sich eine deutliche Häufung des Allels IL-1RN*2 bei den Patienten mit Magenfrühkarzinomen (60,6% vs. 28,6% in der Kontrollpopulation; p<0,0001). Dabei war der Anteil der homozygoten Genträger deutlich erhöht (27/47 vs. 11/145; p<0,0001). Die Frequenz des Allels IL-1–511T war mit 44,7% vs. 35,1% moderat erhöht, es wurde jedoch keine Signifikanz erreicht. Die Allelverteilung in Bezug auf den IL-1B-31-Polymorphismus zeigte keine signifikanten Unterschiede.

IL-1RN

IL-1B-511

IL-1B-31

Allel

*2

*1, *3, *4

C

T

C

T

Patienten (n=94)

57 (60,6%)

37 (39,4%)

52 (55,3%)

42 (44,7%)

37 (39,4%)

57 (60,6%)

Kontrollen (n=290)

83 (28,6%)

207 (71,4%)

188 (64,8%)

102 (35,2%)

102 (35,2%)

188 (64,8%)

Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse sprechen für eine unabhängige Rolle von Polymorphismen des für den Interleukin-1 Rezeptorantagonisten (IL-1ra) codierenden Gens im Bezug auf den genetischen Hintergrund von Magenfrühkarzinomen, da sich eine hochsignifikante Häufung des Allels IL-1RN*2 fand. Die in früheren Arbeiten beschriebene Kopplung dieses Polymorphismus mit dem IL-1B Gen ließ sich in der untersuchten Studienpopulation jedoch nicht nachweisen.