Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - P043
DOI: 10.1055/s-0035-1555066

Zell-Zell-Fusion in gynäkologischen Tumoren – Syncytin-1 als Markerprotein

H Huebner 1, FB Fahlbusch 2, AK Wirth 1, FM Wuerfel 1, PL Strissel 1, R Strick 1, MW Beckmann 1, M Ruebner 1
  • 1Universitätsklinikum Erlangen, Frauenklinik, Erlangen, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Erlangen, Kinder- und Jugendklinik, Erlangen, Deutschland

Einleitung/Zielsetzung:

Die Fusion zweier identischer oder unterschiedlicher Zelltypen ist ein Phänomen, welches zum einen physiologisch während der Plazentaentwicklung bei der Bildung des Synzytiotrophoblasten auftritt und zum anderen Kennzeichen zahlreicher maligner Transformationen ist. Die Fusion von Tumor- und Normalzelle kann eine Neuinduktion der Apoptose- oder Transdifferenzierungs-Kaskade bewirken und so die Tumorigenität reduzieren oder verstärken. Die Fusion von Krebszellen untereinander trägt häufig zu einer Steigerung der Malignität und eine Fusion mit vaskulären Endothelzellen zur Einleitung der Metastasierung bei. Das endogene retrovirale Hüllprotein Syncytin-1 ist entscheidend in dem Prozess der Zell-Zell-Fusion involviert. So ist es zum einen essentiell für die Bildung des Synzytiotrophoblasten während der Plazentogenese, aber zum anderen auch in zahlreichen Tumorzellen fehlreguliert und verstärkt in fusionierten Tumorzellen exprimiert.

Gegenstand dieser Studie war die Analyse von Syncytin-1 als Markerprotein in verschiedenen malignen gynäkologischen Tumoren. Hierfür sollten Karzinome der Cervix, des Endometriums, des Ovars, der Mamma und der Plazenta auf Syncytin-1 Expression untersucht und nach der Fusionsrate und Malignität differenziert werden.

Material & Methoden:

Syncytin-1 wurde in humanen gynäkologischen Karzinomen (Cervix, Endometrium, Ovar, Mamma, Chorion; je n = 10) immunhistologisch gefärbt. Des Weiteren wurde die Syncytin-1 Expression in entsprechenden Tumorzelllinien und die damit verbundene Fusionsfähigkeit untersucht.

Ergebnisse:

Alle untersuchten Karzinome zeigten Syncytin-1 positive Zellen. Die Syncytin-1 Expression korrelierte mit der Zahl der Fusionen. Insbesondere das Cervix-Karzinom und das Chorionkarzinom zeigten in den immunhistochemischen Färbungen zahlreiche mehrkernige (> 3), Syncytin-1 positive, fusionierte Tumorzellen.

Zusammenfassung:

Zell-Zell-Fusion in Verbindung mit einer erhöhten Syncytin-1 Expression ist ein Kennzeichen zahlreicher gynäkologischer Tumore. Syncytin-1 könnte daher als Marker für Zellfusion und Tumorigenität fungieren.