Einleitung/Zielsetzung: Die Kriterien für die Anerkennung von Perinatalzentren sind primär über die Mindestanzahl
VLBW Neugeborener definiert. Als Alternative zum negativen Qualitätsstandard (möglichst
viele Frühgeborene) wird ein Indikator zur Darstellung der Leistungsfähigkeit von
Kliniken der Versorgung Frühgeborener entwickelt.
Material & Methoden: Aus der absoluten Tragzeitverlängerung (Gestationsalter bei Aufnahme minus GA Geburt)
bezogen auf das Aufnahmealter wurde ein Prolongationsindex mittels einer Gewichtungsmatrix
definiert. Aus Angaben zu bekannten Frühgeburtsrisiken sowie Angaben über therapeutische
Interventionen wurde jeweils ein Risikoscore und ein Therapiescore gebildet um die
Analysen nach geeigneten Subgruppen zu stratifizieren. Pro Klinik wurden Mittelwerte
des Prolongationsindex ausgewertet. In einem zweiten Schritt ist die fallbezogene
anonyme Verknüpfung mit weitergehenden Informationen aus Krankenakten zur Gewinnung
weiterer Erkenntnisse für die künftige Prävention von Frühgeburten geplant. 84921
Datensätze der Bayerischen Perinatalerhebung 2013 – 2014 wurden verwendet.
Ergebnisse: Das Bestimmtheitsmaß des Risiko Scores erwartungsgemäß gering (16% für Nullipara
und 20% für Multipara). Der Prolongationsindex lag im Mittel bei 0,21 mit vergleichsweise
großer Standardabweichung (0,20) und starker Rechtsschiefe. Der Index zeigt insbesondere
auch innerhalb der Subgruppen erhebliche Streuungen, teilweise auch bei Häusern mit
vergleichbarer Professionalisierung. Dabei konnten unter anderem folgende Muster identifiziert
werden: (1) Schlechtes Outcome in der Hochrisikogruppe bei geringer therapeutischer
Intervention (2) Schlechtes Outcome trotz intensiver Interventionen in der Hochrisikogruppe
(3) Überdurchschnittlich gutes Outcome trotz niedriger Intervention.
Zusammenfassung: Ein Index zur Messung der Tragzeitverlängerung lässt sich definieren. Dieser zeigt
erhebliche Streuung zwischen den Kliniken. Die stratifizierte Subgruppenanalyse erlaubt
erste partielle Antworten auch bei zunächst paradoxen Ergebnissen. Der stratifizierte
Prolongationsindex eignet sich als Qualitätsindikator für den Routineeinsatz. Weitergehende
Studien unter Einbezug zusätzlicher klinischer Daten aus den Krankenakten werden helfen,
die Indikationen für eine fokussierte Versorgung bedrohter Schwangerschaften zu präzisieren.