Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - P009
DOI: 10.1055/s-0035-1555032

Medikamentöses Management bei gestörter Frühschwangerschaft: Worüber müssen wir unsere Patientinnen aufklären?

V Colleselli 1, T Bartosik 1, C Brunner 1, A Ciresa-König 1, L Wildt 1, B Seeber 1
  • 1Universitätsklinik Innsbruck; Department Frauenheilkunde, Innsbruck, Österreich

Einleitung/Zielsetzung:

Die gestörte Frühschwangerschaft stellt mit einer Lebenszeitprävalenz von 25% eine häufige Behandlungsindikation dar. Lange Zeit galt die chirurgische Therapie als Standard. In den letzten Jahren gewinnt die medikamentöse Therapie zunehmend mehr Bedeutung. In dieser Studie wurde die Erfolgsrate einer medikamentösen Kombinationstherapie mit Mifepriston und Misoprostol im klinischen Alltag evaluiert. Da die Patientinnenwünsche einen starken Einfluss auf den Behandlungsablauf und damit -erfolg nehmen, wurden ebenso die Erfahrungen der Patientinnen mittels Fragebogen erhoben.

Material & Methoden:

Zur Evaluierung der Erfolgsrate wurde eine retrospektive Analyse anhand der Krankenunterlagen aller Patientinnen durchgeführt, die im Zeitraum von 1. März 2013 bis 28. Februar 2014 primär medikamentös bei gestörter Frühschwangerschaft (Missed Abortion oder Blighted Ovum) behandelt wurde. Im Anschluss wurden die eingeschlossenen Patientinnen schriftlich kontaktiert und erhielten per Post einen Fragebogen.

Ergebnisse:

Bei 67 (86%) der insgesamt 78 eingeschlossenen Patientinnen verlief die medikamentöse Behandlung erfolgreich ohne chirurgische Intervention. Dies entspricht den in der Literatur veröffentlichten Erfolgsraten. 38% (30/78) der Fragebögen wurden retourniert, davon 4 Antworten von Patientinnen mit erfolgloser Behandlung. Die meisten Teilnehmerinnen (87%) fühlten sich durch das Aufklärungsgespräch vor Behandlungsbeginn ausreichend vorbereitet. Jedoch gaben 40% der Teilnehmerinnen Zweifel an der Entscheidung für die medikamentöse Therapie während der Behandlung an. Speziell in Hinblick auf Blutungsdauer (27%), -stärke (30%) und Schmerzerleben (30%) hatten die Patientinnen falsche Erwartungen.

Zusammenfassung:

Die hohe Erfolgsrate dieses medikamentösen Protokolls belegt den Stellenwert als Alternative zur chirurgischen Behandlung. Die Ergebnisse zeigen Verbesserungsmöglichkeiten in der Planung des Ablaufen und der Patientinneninformation auf, die zukünftig im klinischen Alltag implementiert werden sollten.