Laryngorhinootologie 2015; 94(11): 735-737
DOI: 10.1055/s-0035-1552366
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Nahinfrarotreizung des Gleichgewichtsorgans: Gerätetechnische Realisierung für den Einsatz in der Praxis

Caloric irrigation of the vestibular organ using near infrared: A device for use in clinical practice
L. E. Walther
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Publication Date:
20 November 2015 (online)

Walther stellt in diesem Artikel einen Prototyp für die thermische Reizung des Gleichgewichtsorgans mit Strahlungsenergie (Infrarot) vor. Basierend auf bisherigen Untersuchungen ist die Methodik der Infrarot (IR) Reizung effektiver als die Stimulation mit trockener, warmer Luft. Darüber hinaus besitzt die vorgestellte gerätetechnische Variante einige wesentliche Vorteile: Paradoxe Nystagmen, wie bei der Luftreizung möglich, treten nicht auf. Das Reizmedium (Strahlung) erlaubt eine lautlose und als angenehm empfundene Applikation. Darüber hinaus ist der Stimulus steuerbar (Dauer- und „Puls“-Modus). Eine Indikation dieser neuen Methode besteht in erster Linie für Fälle mit chronischer Otitis media, bei Trommelfelldefekten, nach Operationen mit exponierten Innenohrstrukturen (Ohrradikalhölen), feuchten Ohrverhältnissen, bei empfindli-chen Personen aber auch bei normalen Verhältnissen im äußeren Gehörgang und als Screeningmethode.

Dr. med. Jan Löhler, Bad Bramstedt

Abstract

Für die thermische Stimulation des Gleichgewichtsorgans werden heute unterschiedliche Reizmethoden eingesetzt. Neben der Reizung mit Raum- und wasserdampfgesättigter Luft ist auch Wärmestrahlung (Infrarot, IR) eine effektiver Stimulus, um mit Hilfe eines kalorischen Warmreizes des Gleichgewichtsorgans einen vestibulookulären Reflex zu induzieren, der für die Diagnostik genutzt werden kann. Vor allem die Vorteile machen den Einsatz dieses diagnostischen Verfahrens interessant: Die Reizapplikation erfolgt lautlos, berührungslos und mit einem „sterilen“ Reizmedium. Im Vergleich zur Stimulation mit warmer trockener Luft sind die induzierten auswertbaren Nystagmusparameter (Geschwindigkeit der langsamen Nystagmusphase, Nystagmusfrequenz) größer. Ein paradoxer Nystagmus infolge Verdunstungskälte, wie bei trockener warmer Luft, tritt nicht auf. Die Stimulation wird im Gegensatz zu allen anderen Methoden als angenehm empfunden oder nicht wahrgenommen. Der applizierte Reiz ist steuerbar und flutet langsam an. Der IR-Warmreiz kann mit wählbaren Reizmodalitäten appliziert werden: Dauerstimulation in unterschiedlichen Intensitäten und „Puls“-Modus. Diese Steuerbarkeit des Stimulus erlaubt eine Anpassung an individuelle Gegebenheiten. So kann die IR-Reizung z. B. bei speziellen anatomischen Situationen, wie bei chronischen Mittelohrentzündungen (Trommelfellperforation), Entzündungen der Ohrregion, nach Ohrradikaloperationen mit Anlage einer offenen Mastoidhöhle und subjektiver Überempfindlichkeit bei anderen thermischen Reizen eingesetzt werden. Darüber hinaus spricht nichts gegen einen Einsatz als Screeningmethode im klinischen Alltag.


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Background

Irrigation of the vestibular organ for diagnostic purposes can be performed by using different caloric stimuli. Apart from traditional stimulation by the use of water, dry and wet air can be applied. Furthermore, infrared (IR) radiation provides an effective warm stimulus of the vesti-bular organ. A device for IR based irrigation of the equilibrium organ via the external auditory canal is presented, which is useful for further use in clinical practice. IR radiation as a caloric stimulus combines a number of advantages: The stimulus can be easily applied and is quiet. Contrary to stimulation with warm dry air, the IR stimulus is more effective. A paradoxical nystagmus does not occur. During application, no arousal effects or unpleasant feeling can be observed. The warm stimulus can be applied by different stimulus modalities such as continuous stimulation with different intensities and pulsating stimulation. This allows to apply a warm stimulus according individual anatomical situations such as according to individual chronic otitis media (ear drum defects), inflammation of the external auditory canal, chronic mastoid cavities, and conditions in which individuals show hypersensitivity to water stimulation. Moreover, the method can be used also in normal individuals.


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