TumorDiagnostik & Therapie 2015; 36(05): 269-271
DOI: 10.1055/s-0035-1552187
Schwerpunkt: Prostatakarzinom
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Übersicht – Aktuelle strahlentherapeutische Konzepte beim nicht-metastasierten Prostatakarzinom

F. A. Giordano
,
M. Grimm
,
F. Wenz
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
14. August 2015 (online)

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In Deutschland erkranken jährlich ca. 60 000 Männer am Prostatakarzinom (PCa). Durch die in der Praxis weit verbreitete PSA-Bestimmung wird das Prostatakarzinom immer häufiger in frühen (lokalisierten) Stadien diagnostiziert. Es wird unterschieden in lokal begrenzte (T1a-T2c N0 M0) und lokal fortgeschrittene Prostatakarzinome (T3a-T4 N0 M0), wobei die lokal begrenzten Stadien hinsichtlich des Rezidivrisikos weiter in Gruppen mit geringem (PSA ≤ 10 ng / ml und Gleason-Score ≤ 6), mittlerem und hohem Risiko (PSA ≥ 20 ng / ml und / oder Gleason ≥ 8) aufgeteilt werden.

Neben der radikalen Prostatektomie (RP) stellt die Strahlentherapie eine gleichwertige Erstlinien-Therapieoption dar. Im Hinblick auf den demografischen Wandel mit steigenden Zahlen an geriatrischen, funktionell inoperablen Patienten wird sogar erwartet, dass sie immer häufiger zum Einsatz kommen wird. Vor allem die sehr guten Ergebnisse bei Hinzunahme der hormonablativen Therapie führten zur festen Etablierung des aktuellen Therapiekonzeptes der „Radio-Hormontherapie“ in der Hochrisiko-Situation und bei lokal fortgeschrittenen Stadien (Gleason 8–10, PSA über 20 ng / ml, T3a oder größer). Im Gegensatz dazu ist das Vorgehen in Situationen mit geringerem Risiko und lokal begrenzten Tumorstadien (Gleason 7, T2b-c, PSA 10–20 ng / ml) kein Standard, da ein vermutlich geringer Nutzen im Hinblick auf das Gesamtüberleben einem hohen Risiko für Nebenwirkungen gegenübersteht.

Weitaus kontroverser wird derzeit die Strahlentherapie nach radikaler Prostatektomie diskutiert. Insbesondere beim lokal fortgeschrittenen PCa mit hohen Raten an biochemischen Rezidiven wird über die adäquate Abfolge von Operation und Strahlentherapie (adjuvant / postoperativ vs. Salvage-Radiotherapie) diskutiert. Aus strahlentherapeutischer Sicht ist diese Frage zumindest für bestimmte Subgruppen (pT3- und R+-Situation) beantwortet.