Hintergrund: Das Zervixkarzinom steht bei den Krebserkrankungen der Frau derzeit an 12. Stelle,
seine Inzidenz liegt bei etwa 12 – 14 pro 100.000 Frauen. Die Inzidenz der zervikalen
Präkanzerosen liegt um das 100-fache höher, bei ca. 1% liegt und ist in den letzten
Jahren signifikant angestiegen ist. Der Altersgipfel der Entwicklung einer zervikalen
intraepithelialen Neoplasie (CIN) liegt zwischen 25 und 29 Jahren. Besonders die sehr
jungen Patientinnen stellen eine Herausforderung für die Diagnostik und Therapie dar.
Ätiologisch gesehen werden Dysplasien der Cervix uteri durch eine Infektion mit dem
Humanen Papillomavirus ausgelöst. Leichtgradige Dysplasien weisen eine Spontanremissionsrate
von bis zu 55% auf und sind nur zu 15% progredient, die mäßig- bzw. hochgradige Dysplasie
haben nur ein Spontanremissionsrate von 40% bzw. 10% sowie eine Progredienzrate von
bis zu 30% bzw. bis zu 70% auf. Eine DNA-zytometrische Untersuchung kann helfen die
Progressionstendenz einzuschätzen und ein patientenadaptiertes individuelles Vorgehen
zu planen.
Fallbeispiel: Die 14-jährige Patientin wurde erstmals im Januar 2013 durch die niedergelassene Frauenärztin
wegen ambulant aufgetretener Zytologie der Gruppe III/IVa seit November 2012 vorgestellt.
Die Vorstellung erfolgte aufgrund des Wunsches nach hormoneller Kontrazeption. Die
Patientin berichtete von einer Menarche mit 12/6 Jahren sowie einer Kohabitarche im
13. Lebensjahr bei bisher 3 Sexualpartnern. Bisher erfolgte keine Verhütung. Es erfolgte
zunächst die Differentialkolposkopie sowie die zytologische Abstrichkontrolle mit
HPV-Test und DNA-Zytometrie. Die Zytologie zeigte eine Gruppe III mit suspekten Zellen/Zellkomplexen
aus dem Bereich CK/Metaplasie. Der HPV-Test ergab einen positiven HPV-Konsensus, bei
nicht möglicher Typisierung. Die DNA-Zytometrie ergab eine euploide Situation. Kolposkopisch
wurde bei T1 eine essigweiße Verfärbung mit Mosaikbildung gesehen, die durchgeführte
Biopsie ergab eine CIN 2. Aufgrund des jugendlichen Alters der Patientin und lediglich
Nachweis einer CIN 2 favorisierten wir zunächst das abwartende Verhalten und bestellten
die Patientin nach 3 Monaten wieder zur Kontrolle ein. Hier zeigte sich bei euploider
DNA-Zytometrie eine Zytologie der Gruppe IIk (entzündliche Ck-Fraktion und Kernschwellung)
sowie ein negativer HPV-Test, die CIN 2 persistierte bis März 2014 in der Biospie.
Zur letzten Vorstellung im Januar 2015 zeigten sich unauffällige Abstrichbefunde bei
unauffälliger Kolposkopie. Es wurde lediglich eine CIN 1 nachgewiesen.
Schlussfolgerung: Die sehr jungen Patientinnen stellen auch in der spezialisierten Dysplasieeinheit
eine große Herausforderung dar. Aufgrund des jungen Alters sollte die Entscheidung
zur Operation aufgrund der möglichen postoperativen Komplikationen auch im Hinblick
auf den Kinderwunsch nur sehr zurückhaltend getroffen werden. Die DNA-Zytometrie kann
hier ein gutes Hilfsmittel sein um eine Therapieentscheidung zu treffen, indem das
Progressionsrisiko individuell abgeschätzt werden kann.