Rofo 2015; 187 - WS305_1
DOI: 10.1055/s-0035-1551430

Beckentrauma – Urogenitale Verletzungen

M Scherr 1
  • 1BGU Murnau, Radiologie, Murnau a. Staffelsee

Kurzfassung:

Beckentraumata, insbesondere die schweren Formen bei mehrfachverletzten Patienten, können mit urogenitalen Begleitverletzungen einhergehen. Die häufigeren Verletzungen sind Blasenrupturen oder Schädigungen v.a. der männlichen Harnröhre. Seltener kommt es zu direkten Organläsionen am männl. und weibl. Genitale mit erhöhtem Infektionsrisiko im Falle weiterer perinealen Verletzungen und Decollement. Einen hohen Stellenwert haben auch lumbale/sakrale Nervenverletzungen mit konsekutiven Sphinkterstörungen und einer hohen Zahl sekundärer erektiler/sexueller Dysfunktionen. Ähnliche Symptome können auch durch vaskuläre Verletzungen der Beckengefäße und ihrer peripheren Äste hervorgerufen werden. Bereits bei der initialen Traumaversorgung ist es notwendig, das Spektrum der urogenitalen Verletzungen, die zugrundeliegende (vaskuläre/nervale) Anatomie und deren Klassifikation bzw. daraus abzuleitende Therapien zu kennen. In einzelnen Fällen ist auch eine kurzfristige erweiterte Bildgebung mit z.B. CT-Spätphase, direkter oder indirekter CT-Zystografie indiziert. Bei vaskulären Verletzungen kann eine (interventionelle) Angiografie angezeigt sein. Die Penisruptur mit der Fragestellung nach Rupturlokalistaion kann als Notfallindikation zum MRT angesehen werden. Eine MRT-Diagnostik bei dem Verdacht auf proximale oder periphere Nervenverletzungen kann nicht nur in der Frühphase prognostisch, sondern auch bei der Einordnung von Langfristschäden hilfreich sein. Die dynamische MRT-Angiografie kann bei der männlichen Patientenpopulation (auch subtile) vaskuläre Traumafolgen mit ggf. Behandlungsoptionen im Beckenabschnitt darstellen – auch im längerfristigen Verlauf.

Lernziele:

  • mögliche urogenitale (Begleit-)Verletzungen beim Beckentrauma

  • Bildgebung/Klassifikation/Therapieoptionen typischer Harnblasen-, Harnröhren- oder Penisverletzungen

  • Verletzungen der Vaskularisation und Innervation der Urogenitalorgane in der initalen oder späteren Bildgebung mit abzuleitenden Therapieoptionen