Rofo 2015; 187 - WISS206_7
DOI: 10.1055/s-0035-1551181

Vergrößerte Adenoide bei Patienten mit Multipler Sklerose

A Pomschar 1, K Moritz 1, F Schwarz 1, T Kümpfel 2, F Braun 1, M Reiser 1, B Ertl-Wagner 1
  • 1Klinikum der Universität München, Institut für klinische Radiologie, München
  • 2Klinikum der Universität München, Neurologische Klinik und Poliklinik, München

Zielsetzung:

Adenoide (Nasenrachenmandeln) sind lymphatisches Gewebe am Dach des Nasopharynx. Sie vermitteln lokale Immunfunktionen und bilden sich bis zur späteren Kindheit und Jugend in der Regel weitgehend zurück. Wir haben untersucht, ob erwachsene Patienten mit Multipler Sklerose (MS) im Vergleich mit einem gesunden Kontrollkollektiv eine erhöhte Prävalenz vergrößerter Adenoide im MRT aufweisen.

Material und Methodik:

58 konsekutive Patienten mit schubförmig remittierender MS (Alter 39,7 ± 12,9; 38 weiblich) welche eine klinische MRT Untersuchung des Schädels an unserem Institut erhielten, wurden retrospektiv in diese Studie eingeschlossen. Sie wurden nach Alter und Geschlecht mit einer Kontrollpopulation korreliert, welche eine klinische MRT zur Abklärung einer Hörstörung erhalten hatte (Alter 40 ± 12,7; 38w). Das Volumen der Adenoide und die Anzahl der Zysten in den Drüsen sowie die Anzahl der Läsionen der weißen Substanz wurden ausgewertet. Die Datenanalyse wurde von einem erfahrenen Neuroradiologen durchgeführt. Dieser war bezüglich der Anamnese verblindet. Die statistische Auswertung erfolgte mit einem Wilcoxon-Test (gepaarte Stichproben).

Ergebnisse:

Die Volumina der Adenoide waren im MS-Kollektiv signifikant größer (p = 0,0001; von 0 bis 19,3 ml; Median 2,1) im Vergleich zu den Kontrollen (0 – 8,3 ml; Median 0,5). Die Anzahl der Zysten lag im MS-Kollektiv (p = 0,0001; Median 2; 0 – 24 ml) deutlich höher als bei den Kontrollen (Median 0; 0 – 16 ml). Es ergab sich keine signifikante Korrelation zwischen dem Volumen der Adenoide und der Anzahl der T2-Läsionen (p = 0,55).

Schlussfolgerungen:

Erwachsene Patienten mit MS hatten signifikant größere Adenoide und eine signifikant erhöhte Anzahl an zystischen Veränderungen innerhalb der Adenoide im Vergleich mit einer Kontrollkohorte. Dies ist möglicherweise Ausdruck einer fortlaufenden Immunreaktion. Der Pathomechanismus dieser Veränderungen ist letztlich jedoch unklar und bedarf weiterer Untersuchungen.