Kurzfassung:
Bei entzündlichen Erkrankungen des ZNS muss zwischen erregerbedingt-infektiösen und
autoimmun-entzündlichen Erkrankungen unterschieden werden. Wie bei Erwachsenen ist
auch bei Kindern von der Lage her zwischen Meningitis, Enzephalitis und Myelitis und
vom Erreger her zwischen Infektionen mit Bakterien, Viren, Pilzen und Parasiten zu
differenzieren. Im Kindesalter ist darüber hinaus aber das Alter des Patienten zum
Zeitpunkt der Infektion für die differentialdiagnostischen Entscheidungen wichtig.
Bei pränatal erworbenen Infektionen ist vor allem an die „ToRCH-Infektionen“ zu denken,
also an Toxoplasmose, Rubella, Cytomegalie und Herpes simplex. Der mit Abstand häufigste
Keim ist dabei das Cytomegalievirus. Hier kommt es oft zu fleckig-flächigen Marklagerläsionen
und Gyrierungsstörungen. Eine neonatale Herpesenzephalitis wird – wie einige andere
Enzephalitiden auch – meist perinatal erworben. Die Inzidenz verschiedener erregerbedingter
Enzephalitiden ist regional sehr unterschiedlich. Die Frühsommermeningoenzephalitis
(FSME) ist z.B. nur in Endemiegebieten zu beobachten. Eine weltweit häufige zerebrale
Infektion, die in der westlichen Welt selten ist, ist die Zystizerkose, also die Infektion
mit Taenia solium. Zu den entzündlichen ZNS-Erkrankungen des Gehirns, deren Ursache
letztlich noch ungeklärt ist, zählt die Rasmussen-Enzephalitis. Bei autoimmun-inflammatorischen
Erkrankungen des ZNS im Kindesalter ist vor allem an die Akute Disseminierte Enzephalomyelitis
(ADEM) und an die Multiple Sklerose (MS)zu denken.
Lernziele:
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Verständnis der unterschiedlichen Manifestationen von Entzündungen des ZNS in Abhängigkeit
vom Erkrankungsalter
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Kenntnis der wichtigsten pränatalen Infektionen des ZNS, insbesondere der ToRCH Infektionen
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Verständnis der bildmorphologischen Darstellung der wichtigsten bakteriellen, viralen
und parasitären Erkrankungen des ZNS im Kindesalter
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Kenntnis der wichtigsten autoimmun-inflammatorischen Erkrankungen des Kindesalters