Sportphysio 2015; 03(02): 49
DOI: 10.1055/s-0035-1550630
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Editorial

Martina Leusch
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Publication Date:
24 April 2015 (online)

Braucht es wirklich noch ein Heft, das sich dem Thema „vorderes Kreuzband“ widmet?

Das Thema ist und bleibt aktuell. Zum Rückrundenstart der Fußballbundesliga fehlten den deutschen Clubs rund 20 Spieler wegen Knieverletzungen, neun davon wegen einer Verletzung des vorderen Kreuzbandes. Weitere prominente Beispiele findet man im Skisport. Beim WM Team-Event in Vail im Februar 2015 reißt bei der deutschen Skirennläuferin Veronique Hronek das linke vordere Kreuzband – nur 14 Monate nachdem sie sich bereits die gleiche Verletzung zugezogen hatte.

In der Schweiz erleiden 10.000–12.000 Personen jährlich eine Kreuzbandverletzung. Das Swiss Medical Board empfiehlt seit 2009 als erste Therapie der Wahl, konservativ vorzugehen. Diese Empfehlung wurde 2013 nach Sichtung aktueller Evidenz zum Thema erneut bekräftigt.

Entgegen der Empfehlung operiert man aktuell in der Schweiz gut die Hälfte der VKB-Patienten. Und im Spitzensport beobachten wir sogar, dass die Therapie der Wahl eine operative Vorgehensweise ist. Warum ist das so? Im Spitzensport erreicht nur ein kleiner Teil der Verletzten wieder ihr ursprüngliches Leistungsniveau, und es gibt noch keinen zuverlässigen Weg, diese wenigen Athleten, die ohne Operation auskommen könnten, zu identifizieren. Dr. Matthias Feucht beleuchtet im Einführungsartikel Operationsindikationen sowie aktuelle Trends in der Kreuzbandchirurgie.

Gemäß dem Trend zur OP widmen sich der Vertiefungs- und der Praxisartikel der Rehabilitation nach operativem Eingriff. Luke Perraton stellt objektive und in der Praxis durchführbare Assessments vor, welche die Entscheidung, in den Sport zurückzukehren, unterstützen können, und Arjen Van Dujn beschreibt kriterienorientierte Meilensteine in der Kreuzbandrehabilitation.

Braucht es wirklich noch ein Heft zum Thema „vorderes Kreuzband“? Wir denken ja!

Viel Spaß und eine verletzungsfreie Lektüre wünschen

Martina Leusch und das Herausgeber-Team der Sportphysio

WEITERE INFOS

Das Swiss Medical Board analysiert und beurteilt diagnostische Verfahren und therapeutische Interventionen aus der Sicht der Medizin, der Ökonomie, der Ethik und des Rechts. Dabei geht es im Kern um die Beurteilung des Kosten-Wirksamkeits-Verhältnisses medizinischer Leistungen, die über die obligatorische Krankenpflegeversicherung finanziert werden. Daraus werden Empfehlungen zu Händen der politischen Entscheidungsträger und der Leistungserbringer formuliert ( www.medical-board.ch ).