Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2015; 12 - A155
DOI: 10.1055/s-0035-1550597

Probleme der Diagnostik und Therapie nach intramammärer Amazing-Gel-Injektion in China – ein Fallbericht

U von Westernhagen 1, T Fehm 1, S Mohrmann 1, J Salmen 1, G Antoch 2, K Blum 2, S Buchbender 2, B Mathys 2, J Hoffmann 1
  • 1Universitätsklinikum Düsseldorf, Frauenklinik, Düsseldorf, Deutschland
  • 2Universitätklinikum Düsseldorf, Radiologie, Düsseldorf, Deutschland

Einleitung/Zielsetzung:

In den 90er Jahren war es in China üblich eine intramammäre Injektion verschiedenster Substanzen zur Mammaaugmentation vorzunehmen. Amazing-Gel-Injektionen (Polyacrylamid-Hydrogel) erfolgten bei ca. 500.000 Frauen. Die Komplikationen waren vielfältig (Fremdkörperreaktionen, Ulzerationen, Abszesse, Brustdeformitäten, Produktmigration). Kanzerogene Eigenschaften sind nicht bekannt. Wir berichten über die Diagnostik einer 42-jährigen Patientin nach intramammärer Amazing-Gel-Injektion.

Material & Methoden:

Die Vorstellung der damals 38-jährigen Patientin erfolgte 2010 im Rahmen einer Schwangerschaft bei intramammären Tastbefunden. Eine Amazing-Gel-Injektion war 16 Jahre zuvor erfolgt. Die Histologie eines sonographisch auffälligen Befundes zeigte eine Fibrose und chronische Entzündung. Weitere Diagnostik war nach dem Ende der Stillzeit vorgesehen. Die Wiedervorstellung erfolgte 2015 bei bewegungsabhängigen Schmerzen. Die Patientin hatte 4 Kinder gestillt.

Ergebnisse:

Die körperliche Untersuchung ergab neben einer unauffälligen Inspektion den Nachweis multipler Tastbefunde der Mammae. Mammografie und Sonografie zeigten multiple Herdbefunde unklarer Dignität, die mittels MR Mammografie weiter abgeklärt werden sollten. Im MRT stellten sich diffuse Amazing-Gel-Ansammlungen dar. Diese umfassten beide Mammae und reichten bis nach intra- und retropectoral sowie axillär. Des Weiteren waren 2 suspekte Kontrastmittelanreicherungen links lateral präpektoral und rechts anterior nachweisbar, die histologisch gesichert werden sollten.

Zusammenfassung:

Der vorliegende Fall zeigt, dass die gängige Mammadiagnostik mittels Mammografie und Sonografie bei Patientinnen mit Amazing-Gel-Ansammlungen nicht aussagekräftig ist. Eine MRT Untersuchung ist somit indiziert. Bei fehlender Kanzerogenität sollte nur die Resektion suspekter Befunde erfolgen sowie operative Maßnahmen bei Beschwerden. Da die Früherkennungsdiagnostik maßgeblich beeinträchtigt ist, kann eine subkutane Mastektomie mit der betroffenen Patientin diskutiert werden. Eine vollständige Resektion der Gelinfiltrationen ist oft nicht möglich.