Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2015; 12 - A147
DOI: 10.1055/s-0035-1550589

Compliance/Adhärenz von Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom unter oraler Therapie: Wahrnehmung von Patientinnen, Angehörigen und Onkologen sowie Analyse der Verordnungsdaten

R Weide 1, S Feiten 2, V Friesenhahn 2, J Heymanns 1, K Kleboth 2, H Köppler 1, C van Roye 1, J Thomalla 1
  • 1Praxisklinik für Hämatologie und Onkologie, Koblenz, Deutschland
  • 2Institut für Versorgungsforschung in der Onkologie, Koblenz, Deutschland

Einleitung/Zielsetzung: Fragen der Compliance/Adhärenz sind von zunehmender Bedeutung angesichts der wachsenden Zahl oraler Krebstherapien.

Material & Methoden: Computergestützte persönliche Interviews von ambulanten Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom und, soweit möglich, von deren Angehörigen. Alle Patientinnen mussten seit mindestens 3 Monaten eine orale zytostatische oder antihormonelle Krebstherapie erhalten haben. Die behandelnden Onkologen schätzten die Adhärenz mithilfe eines standardisierten Fragebogens ein. Davon unabhängig wurde die Adhärenz durch eine retrospektive Analyse der Verordnungsdaten bestimmt.

Ergebnisse: 72 Patientinnen mit einem medianen Alter von 68,5 Jahren und 33 Angehörige, zumeist Partner oder Kinder, nahmen an der Befragung teil. Die Analyse der Behandlungsdaten zeigte, dass jeder Patientin im Median insgesamt 5,5 (1 – 17) unterschiedliche Tabletten (Krebsbehandlung und Komorbiditäten) verschrieben wurden. 88% (n = 63) der Patientinnen gaben an, dass sie ihre Krebsmedikamente regelmäßig, ohne Unterbrechungen, einnehmen. Die behandelnden Onkologen beurteilten 86% (n = 62) der Patientinnen als sehr zuverlässig, 7% (n = 5) als zuverlässig und 3% (n = 2) als nicht zuverlässig in der Medikamenteneinnahme. In den Routinedaten waren 7% (n = 5) als nicht-adhärent dokumentiert worden. Die Differenz zwischen Verordnungen und rechnerisch erforderlicher Dosis betrug weniger als 10% bei 68% (n = 49), 10 – 15% bei 6% (n = 4) und mehr als 15% bei 7% (n = 5). Für 19% (n = 14) der Patientinnen konnte aufgrund unvollständiger Dokumentationen keine Berechnung durchgeführt werden.

Zusammenfassung: Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom betrachten sich selbst als sehr zuverlässig bei der Einnahme von oralen Krebstherapien. Angehörige und behandelnde Onkologen nehmen eine ähnlich hohe Adhärenz war. Die retrospektive Analyse der Verordnungen ergibt eine geringe Rate von Nicht-Adhärenz.