Einleitung/Zielsetzung: Fragen der Compliance/Adhärenz sind von zunehmender Bedeutung angesichts der wachsenden
Zahl oraler Krebstherapien.
Material & Methoden: Computergestützte persönliche Interviews von ambulanten Patientinnen mit metastasiertem
Mammakarzinom und, soweit möglich, von deren Angehörigen. Alle Patientinnen mussten
seit mindestens 3 Monaten eine orale zytostatische oder antihormonelle Krebstherapie
erhalten haben. Die behandelnden Onkologen schätzten die Adhärenz mithilfe eines standardisierten
Fragebogens ein. Davon unabhängig wurde die Adhärenz durch eine retrospektive Analyse
der Verordnungsdaten bestimmt.
Ergebnisse: 72 Patientinnen mit einem medianen Alter von 68,5 Jahren und 33 Angehörige, zumeist
Partner oder Kinder, nahmen an der Befragung teil. Die Analyse der Behandlungsdaten
zeigte, dass jeder Patientin im Median insgesamt 5,5 (1 – 17) unterschiedliche Tabletten
(Krebsbehandlung und Komorbiditäten) verschrieben wurden. 88% (n = 63) der Patientinnen
gaben an, dass sie ihre Krebsmedikamente regelmäßig, ohne Unterbrechungen, einnehmen.
Die behandelnden Onkologen beurteilten 86% (n = 62) der Patientinnen als sehr zuverlässig,
7% (n = 5) als zuverlässig und 3% (n = 2) als nicht zuverlässig in der Medikamenteneinnahme.
In den Routinedaten waren 7% (n = 5) als nicht-adhärent dokumentiert worden. Die Differenz
zwischen Verordnungen und rechnerisch erforderlicher Dosis betrug weniger als 10%
bei 68% (n = 49), 10 – 15% bei 6% (n = 4) und mehr als 15% bei 7% (n = 5). Für 19%
(n = 14) der Patientinnen konnte aufgrund unvollständiger Dokumentationen keine Berechnung
durchgeführt werden.
Zusammenfassung: Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom betrachten sich selbst als sehr zuverlässig
bei der Einnahme von oralen Krebstherapien. Angehörige und behandelnde Onkologen nehmen
eine ähnlich hohe Adhärenz war. Die retrospektive Analyse der Verordnungen ergibt
eine geringe Rate von Nicht-Adhärenz.