Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2015; 12 - A146
DOI: 10.1055/s-0035-1550588

Metastasiertes Mammakarzinom: Verbesserte Überlebensraten in der Routineversorgung durch zielgerichtete Therapien

R Weide 1, S Feiten 2, V Friesenhahn 2, J Heymanns 1, K Kleboth 2, J Thomalla 1, C van Roye 1, H Köppler 1
  • 1Praxisklinik für Hämatologie und Onkologie, Koblenz, Deutschland
  • 2Institut für Versorgungsforschung in der Onkologie, Koblenz, Deutschland

Einleitung/Zielsetzung: Abbildung der Versorgungsrealität von nicht selektionierten Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom in einer onkologischen Schwerpunktpraxis; dabei sollte insbesondere untersucht werden, ob sich das Gesamtüberleben in der Routineversorgung verbessert hat.

Material & Methoden: Retrospektive Analyse aller Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom, die zwischen 06/1995und 12/2014 in der Praxisklinik für Hämatologie und Onkologie Koblenz behandelt wurden. Klinisch relevante Behandlungsdaten wurden aus den Patientenakten extrahiert und mithilfe von SPSS 19 und SURVSOFT analysiert.

Ergebnisse: Die Daten von 767 weiblichen Patienten mit einem medianen Alter von 61 Jahren (31 – 93) zum Zeitpunkt der Metastasierung wurden ausgewertet. 81% waren postmenopausal, 23% primär metastasiert. Die Metastasierungslokalisationen verteilten sich wie folgt: 49% viszeral, 34% Skelett, 9% Lymphknoten, 4% ZNS und 4% andere. Die mittlere Anzahl an Metastasierungslokalisationen war 1,5 (1 – 6). 77% der Tumoren waren Hormonrezeptor-positiv, 18% HER2-positiv und 9% triple-negativ. Das mediane Gesamtüberleben betrug 35 Monate (0 – 321+), das krankheitsspezifische Gesamtüberleben lag bei 37,3 Monaten. Das krankheitsspezifische 5-Jahres-Überleben betrug 34%. Das Gesamtüberleben war abhängig von der Metastasierungslokalisation, der Anzahl betroffener Organe, dem Hormonrezeptorstatus und der Länge des krankheitsfreien Intervalls zwischen Erstdiagnose und Metastasierung. Patientinnen mit Hormonrezeptor-positiven Tumoren hatten ein medianes Gesamtüberleben von 38 Monaten (0 – 321+), im Vergleich zu 13 Monaten (0 – 109+) bei Patientinnen mit triple-negativen Tumoren. Patientinnen mit HER2-positiven Tumoren wiesen ein medianes Gesamtüberleben von 39 Monaten (0 – 189+) auf. Der Vergleich mit Registerdaten aus den USA, England, dem Tumorregister München, dem Tumorregister des Saarlandes und dem Tumorregister Rheinland-Pfalz ergab ein deutlich besseres krankheitsspezifisches Überleben nach 1 Jahr (86% versus 44 – 73%) und nach 5 Jahren (34% versus 13 – 25%).

Zusammenfassung: Die Überlebensraten von Patientinnen mit Hormonrezeptor-positiven und/oder HER2-positiven metastasierten Mammakarzinomen können in der Routineversorgung durch den sequentiellen Einsatz zielgerichteter Therapien signifikant verlängert werden.