Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2015; 12 - A144
DOI: 10.1055/s-0035-1550586

Therapie-Ängste von Mammakarzinom-Patientinnen

E Vorwerk 1, T Gundelach 2, L Schwentner 2, J Wolfgang 2, R Kreienberg 3, A Wöckel 4, T Kühn 5, R Felberbaum 6, F Flock 7, M Blettner 8, S Singer 8
  • 1Universitätsfrauenklinik Ulm, Ulm, Deutschland
  • 2Universitätsfrauenklinik, Ulm, Deutschland
  • 3Landshut, Landshut, Deutschland
  • 4Universitätsfrauenklinik, Würzburg, Deutschland
  • 5Frauenklinik, Esslingen, Deutschland
  • 6Frauenklinik, Kempten, Deutschland
  • 7Frauenklinik, Memmingen, Deutschland
  • 8Universitätsmedizin, Mainz, Deutschland

Einleitung/Zielsetzung:

Ergebnisse der multizentrischen prospektiven BRENDA II-Studie

Die Angst vor der Behandlung des Mammakarzinoms kann so tiefgreifend sein, dass Diagnosestellung oder Therapie beeinflusst oder sogar verzögert werden.

Wir haben daher evaluiert, mit welcher Angst-Intensität die verschiedenen Behandlungssäulen des Mammakarzinoms behaftet sind und ob es Risikofaktoren für die Angst-Entstehung gibt.

Material & Methoden:

761 Patientinnen mit primärem Mammakarzinom aus vier Brustzentren wurden in die Untersuchung eingeschlossen.

Fragebögen zur Therapie-Angst wurden zu den Zeitpunkten t1 (vor operativer Therapie), t2 (vor Beginn der adjuvanten Therapie) und t3 nach adjuvanter Chemo- und/oder Strahlentherapie beantwortet. Das Auftreten einer Krebserkrankungen in der Eigen- oder Familienanamnese wurde im Anamnesegespräch erfragt.

Psychische Erkrankungen wurden standardisiert mit dem Patient Health Questionnaire (PHQ) gemessen, die Einbindung der Patientinnen in die Therapie mit Patient involvement in Care Scales (PICS).

Mittels logistischer Regressionsanalyse wurde die Angstintensität im Hinblick auf operative Therapie, adjuvante Strahlentherapie und Chemotherapie sowie die endokrine Therapie evaluiert.

Ergebnisse:

Patientinnen hatten am meisten Angst vor einer Chemotherapie (mean score 3,5) und diese Angst blieb auch nach bereits abgeschlossener Therapie mit gleicher Intensität bestehen.

Die Angst vor operativer Therapie und Strahlentherapie haben im zeitlichen Intervall über die adjuvante Therapie abgenommen (2,7 – 2,2, p < 0,0001 respektive 2,6 – 2,2, p < 0,0001).

Patienten mit psychiatrischer Komorbidität (Odds ratio (OR) zwischen 1,7 and 3,0) und Patienten, die bereits negative Erfahrungen mit Krebstherapie im eigenen Umfeld gemacht haben (OR 3,8 bis 16,2), hatten durchschnittlich stärkere Ängste vor jeder der untersuchten Therapien. Patienten, die in der Eigenanamnese bereits an Krebs erkrankt waren, hatten weniger Angst vor der Operation (OR 0,6, 95% CI 0,4 – 1,0).

Zusammenfassung:

Therapie-Ängste, insbesondere im Hinblick auf eine Chemotherapie, spielen bei Mammakarzinom-Patientinnen eine große Rolle.

Mammakarzinom-Patientinnen mit psychiatrischer Komorbidität oder Patientinnen, die im Umfeld negative Erfahrungen mit einer Krebsbehandlung gemacht haben, weisen stärkere Ängste auf.