Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2015; 12 - A137
DOI: 10.1055/s-0035-1550579

Die Behandlung des sekundären Angiosarkoms der Brust: Eine mikrochirurgische Herausforderung

J Thiel 1, S Schirmer 1, H Fansa 1, O Frerichs 1
  • 1Klinikum Bielefeld, Klinik für Plastische, Wiederherstellungs- und Ästhetische Chirurgie – Handchirurgie, Bielefeld, Deutschland

Einleitung/Zielsetzung: Angiosarkome sind seltene, sehr aggressiv wachsende Tumore des vaskulären Endothels mit äußerst schlechter Überlebensprognose für die Patienten. Zunehmend wird das Auftreten von sekundären Angiosarkomen der Brust nach Brustkrebstherapie beobachtet, da die brusterhaltende Therapie (BET) mit Radiatio bei Mammakarzinomen in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Mit der vorliegenden Arbeit werden auf Grundlage der aktuellen Literatur und der Erfahrung der Autoren die chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten dargestellt. Anhand aktueller Fallbeispiele sollen das perioperative Setting, die mikrochirurgische Rekonstruktion und die postoperativen Verläufe aufgezeigt und diskutiert werden.

Material & Methoden: Aufgrundlage von 2 Fallbeispielen mit sekundärem Angiosarkom nach Bestrahlung bei primärem Mamma-Karzinom werden Verlauf sowie das klinische und subjektive Outcome demonstriert. Das Follow-up betrug 58 bzw. 12 Monate. Chirurgisch erfolgte jeweils die En-bloc R0-Resektion mit Rekonstruktion der betroffenen Brust bzw. Thoraxwand mittels Lappenplastik.

Ergebnisse: Beide behandelten Patientinnen waren zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung noch am Leben. Chirurgische Komplikationen umfassten Hämatombildung, Wundheilungsstörungen und Lappenteilnekrosen. Bei einer Patientin kam es im Verlauf zu einem Rezidiv in der parasternalen Thoraxwand, hier wurde eine ausgedehnte beidseitige Thoraxwandresektion mit freier Lappenplastik notwendig. Anschließend erfolgte eine Chemotherapie. Beide Patienten waren zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung tumorfrei und gaben eine gute Lebensqualität an.

Zusammenfassung: Angiosarkome der Brust nach Bestrahlung sind selten und benötigen eine interdisziplinäre Therapie. Neben der kontrovers diskutierten onkologischen Behandlung ist die radikale chirurgische Exzision und Defektdeckung bzw. Wiederherstellung der Brust(-wand) die Basis der Therapie und für Lebensqualität und Überleben der Patientinnen entscheidend. Das lokal destruierende Wachstum des Angiosarkoms stellt dabei bezüglich Operationsplanung, Resektion und mikrochirurgischer Rekonstruktion eine besondere Herausforderung dar.