Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2015; 12 - A130
DOI: 10.1055/s-0035-1550571

Innovative Techniken in der Therapie des sekundären Armlymphödems: Mikrochirurgische Rekonstruktion des Lymphabflusses

K Seidenstücker 1, A Zeltzer 1, M Hamdi 1
  • 1University Hospital Brüssel, Dept. of Plastic Surgery, Brüssel, Belgien

Einleitung/Zielsetzung:

Das sekundäre Lymphödem nach der Therapie des Mammakarzinoms tritt bei 24% – 49% nach Axilladissektion und Bestrahlung auf. 4 – 10% entwickeln sogar nach alleiniger Sentinellymphknotenbiopsie eine Lymphabflussstörung. Jüngste Publikationen zeigen, dass auch nach alleiniger Radiotherapie ohne Lymphknotenausräumung bei 11% nach 5 Jahren ein Lymphödem klinisch manifest wird. Die konservative Therapie mit manueller Lymphdrainage und Kompressionsbehandlung führt meist lediglich zur Symptomminderung. Kurative operative Ansätze waren bis dato limitiert. Neuste Entwicklungen in der Mikrochirurgie und der Bildgebung geben Hoffnung, dass man die Lebensqualität der Betroffenen langfristig verbessert.

Material & Methoden:

Zuerst erfolgt einen Überblick der aktuellen Literatur zum Thema rekonstruktive Lymphchirurgie. Genauer werde ich auf den vaskulären Lymphknotentransfer (VLNT) und die Anlage von lymphovenösen Anastomosen in „Supermicrosurgery Technique“ (LVA) eingehen und Ihnen in diesem Bereich die Ergebnisse unserer Quality of life Studien präsentieren. Anhand der Literatur und unserer eigenen Erfahrung möchten wir Struktur in die Indikationsstellung je nach Stadium des Lymphödems bringen.

Ergebnisse:

Seit 2007 praktizieren die Autoren Lymphchirurgie unter Anwendung des mikrochirurgischen Lymphknotentransfers und der Anlage von lymphovenösen Anastomosen in „supermicrosurgery technique“. Die Indikationsstellung ist sehr wichtig für die Ergebnisqualität. Aufgrund der Analyse unserer Ergebnisse haben wir einen Algorithmus für die Bildgebung und Verfahrenswahl erstellt – die sogenannte „Brussels Lymph Philosophy“. Eine Kombination der mikrochirurgischen Verfahren ist ebenfalls erfolgversprechend. Unsere Lebensqualität Studien zeigen eine signifikante Verbesserung nach den chirurgischen Eingriffen. Für die Patienten war vor allem ausschlaggebend, eine Reduktion des Ausmaßes der konservativen Therapie (wöchentliche Frequenz der manuellen Lymphdrainage und das notwendige Tragen von Kompressionsmiedern).

Zusammenfassung:

Sowohl der vaskuläre Lymphknotentransfer, als auch die Anlage von lymphovenösen Anastomosen, führen bei richtiger Indikationsstellung zu einer Befundverbesserung und einer Verbesserung der Lebensqualität bei Patienten mit chronischem Lymphödem.