Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2015; 12 - A113
DOI: 10.1055/s-0035-1550554

AGO Austria-35: Prospektive Validierung der genomischen Signaturen zur Erfassung der Chemosensitivität der axillären Lymphknoten nach neoadjuvanter Chemotherapie beim HER2 negativem Mammakarzinom

F Peintinger 1, T Kühn 2, C Schermann 1, P Regitnig 1, F Moinfar 1, S Sauseng 3, W Symmans 4
  • 1Medizinische Universität Graz, Institut für Pathologie, Graz, Österreich
  • 2Klinikum Esslingen, Frauenklinik, Interdisziplinäres Brustzentrum, Esslingen, Deutschland
  • 3Landeskrankenhaus Leoben, Klinische Abteilung für Chirurgie, Leoben, Österreich
  • 4M.D. Anderson Cancer Center, Department of Pathology, Houston, USA

Einleitung/Zielsetzung: Das prospektive Protokoll AGO-35 (ClinicalTrials.gov ID: NCT0203274) untersucht die Chemosensitivität von klinisch positiven axillären Lymphknoten (cN+) mittels genomischem Test.

Material & Methoden: 277 Patientinnen mit einem HER2 negativem, bioptisch verifiziertem Mammakarzinom, die eine sequentielle anthrazyklin- und taxanhältige neoadjuvante Chemotherapie erhalten, werden in dieser multizentrischen Studie inkludiert. Microarray gene expression profiling (Affymetrix U133) wird an Gewebeproben des Mammakarzinoms durchgeführt um die pharmakogenomischen Chemosensitivität zu kalkulieren. Das krankheitsfreie Intervall und das Überleben nach 3 und 5 Jahren werden evaluiert.

Ergebnisse: In einer externen Kohorte beobachteten wir nach Anwendung des genomischen Tests, dass 30% der cN+ Mammakarzinome vor Chemotherapie als chemosensitiv klassifiziert wurden. Diese zeigten eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit in einen pN- Status zu konvertieren (70%, 95% CI:50 – 86) im Vergleich zu Mammakarzinomen, die als nicht-chemosensitiv klassifiziert wurden (33%, 95% CI: 21 – 46). 21% der Mammakarzinome, die vor Chemotherapie cN- waren und als chemosensitiv klassifiziert wurden, konvertierten nach Chemotherapie in 86% in einen pN- Status (95% CI: 57 – 89) im Vergleich zu den Mammakarzinomen, die als nicht-chemosensitiv klassifiziert wurden (65%, 95% CI:50 – 78).

Zusammenfassung: Das Ausmaß des Tumoransprechens in den axillären Lymphknoten könnte die operative, als auch die systemische Therapie optimieren. Bei den Patientinnen mit Tumoren, die anhand des genomischen Tests eine Chemosensitivität aufweisen, könnte auf eine axilläre Dissektion verzichtet werden. Umgekehrt könnte bei Patientinnen mit Tumoren, die ein schlechtes Tumoransprechen zeigen, eine zusätzliche adjuvante systemische Therapie notwendig sein.