Einleitung: Man schätzt, dass etwa 60% der BRCA1-Mutationsträgerinnen und ca. 55% der BRCA2-Mutationsträgerinnen
bis zu ihrem 70. Lebensjahr an einem Mammakarzinom erkranken. Dies geschieht häufig
früher als Frauen ohne erbliche Belastung. Gerade bei jungen Frauen kann die Mammadiagnostik
bei dichtem Mammaparenchym erheblich erschwert sein. Beinahe jede zweite Frau weist
zystische Brustläsionen ohne Anhalt für Malignität auf.
Kasuistik: Eine 33-jährige Patientin stellte sich mit Tastbefund vor. Bei sonographisch großer
Mammazyste erfolgte die Punktion, zytologisch ohne Anhalt für Malignität. Bei rezidivierender
Zystenbildung und Schmerzhaftigkeit, erfolgte erneut die Zystenpunktion und Stanzbiopsie
mit Nachweis eines invasiven Mammakarzinoms, NST, G3, Hormonrezeptor positiv, Her2-neu
negativ, cT3 (Zyste mit soliden Anteilen 77 × 81 × 86 mm), cN0. Die Stagingdiagnostik
war unauffällig. Nach Sentinel-node-Biopsie links (pN0) wurde eine neoadjuvante Chemotherapie
analog zum ADAPT-Studienprotokoll (4x Paclitaxel 175 mg/m2, q14 d, 4x EC 90/600 mg/m2, q14 d) durchgeführt. Im Anschluss folgten die modifiziert radikale Mastektomie links
und Knochenmarkspunktion beidseits. Die soliden invasiven Anteile maßen 10 mm bei
einer Gesamttumorgröße von 11 cm (zystisch nekrotisches Material), ypT1b, yG2, R0.
Es ergingen die Empfehlungen zur Radiatio der Thoraxwand, die antihormonelle Therapie
mit Tamoxifen und falls Nachweis von disseminierten Tumorzellen im Knochenmark die
Therapie mit Bisphosphonaten für 2 Jahre. Im Rahmen der Sprechstunde für Familiären
Brust- und Eierstockkrebs konnte folgend eine Keimbahnmutation in dem Brustkrebsgen
BRCA1 nachgewiesen werden. Eine Radiatio wurde seitens der Patientin abgelehnt. Aktuell
laufen die antihormonelle Therapie mit Tamoxifen, sowie die Teilnahme an einem intensivierten
Früherkennungs- und Nachsorgeprogramm (IFNP) an einem Zentrum für „Familiären Brust-
und Eierstockkrebs“. Es ist eine Eigengewebsrekonstruktion der Mamma links geplant.
Beratungen zur kontralateralen prophylaktischen Mastektomie und bilateralen Salpingoophorektomie
werden derzeit durchgeführt.
Zusammenfassung: Bei komplizierten Zysten, die in der Sonografie lageinkonstante Binnenechos aufweisen,
liegt die Malignitätswahrscheinlichkeit bei unter zwei Prozent. Komplexe Zysten mit
soliden Anteilen bedürfen jedoch einer histologischen Abklärung. Bei Sicherung eines
Mammakarzinoms bei Frauen unter 35 Jahren ist eine molekulargenetische Testung anzustreben.