Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2015; 12 - A88
DOI: 10.1055/s-0035-1550529

Nutzen von Lebensqualitätsdiagnostik und -therapie für ältere und jüngere Patientinnen mit Mammakarzinom. Subgruppenanalyse einer prospektiven randomisierten klinischen Studie

P Lindberg 1, B Steinger 1, M Koller 2, A Hofstädter 3, O Ortmann 4, A Scharl 5, M Klinkhammer-Schalke 1
  • 1Tumorzentrum Regensburg e.V., An-Institut der Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Regensburg, Zentrum für Klinische Studien, Regensburg, Deutschland
  • 3Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, Klinik St. Hedwig, Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Regensburg, Deutschland
  • 4Caritaskrankenhaus St. Josef, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Regensburg, Deutschland
  • 5Klinikum St. Marien Amberg, Frauenklinik, Amberg, Deutschland

Einleitung/Zielsetzung: Ein klinischer Pfad zur Implementierung von Lebensqualität in die medizinische Versorgung von Patientinnen mit Mammakarzinom wurde in einer komplexen Intervention (Medical Research Council) entwickelt und evaluiert. Weiterführend wurde untersucht, ob ältere und jüngere Patientinnen gleichsam von der Lebensqualitätsdiagnostik und -therapie profitieren.

Material & Methoden: In einer randomisierten Studie mit 2 × 100 Patientinnen mit primärem Mammakarzinom wurde die Lebensqualität im 1. Nachsorgejahr (0, 3, 6, 9, 12 Monate postoperativ) gemessen (EORTC QLQ-C30, QLQ-BR23). Im Interventionsarm wurden diese Ergebnisse dem nachsorgenden Arzt mitgeteilt (Lebensqualitätsprofil + Gutachten). Zur Behandlung von Lebensqualitätseinbrüchen stand ein Expertennetzwerk zur Verfügung (Psychotherapie, Physiotherapie, Schmerztherapie, Ernährung, Fitness, Sozialberatung). Im Kontrollarm erhielt der Arzt keine Rückmeldung zur Lebensqualität der Patientin. Primärer Endpunkt war die Rate an Lebensqualitätseinbrüchen (Lebensqualität< 50 Punkte) in zehn Lebensqualitätsdimensionen 6 Monate postoperativ. Anhand von χ2-Tests wurden Lebensqualitätseinbrüche von älteren (≥65 Jahre) und jüngeren (< 65 Jahre) Patientinnen beider Gruppen verglichen.

Ergebnisse: Im Interventionsarm lagen 6 Monate postoperativ signifikant weniger Lebensqualitätseinbrüche vor (56% (47/84)) als im Kontrollarm (71% (60/85)) (p = 0,05). Ältere Interventionspatientinnen wiesen tendenziell die wenigsten Einbrüche auf (43% (12/28), p = 0,07). Insbesondere im emotionalen Bereich waren sie signifikant weniger belastet (7% (2/29)) als jüngere Interventions- (26% (15/57)) sowie ältere (44% (11/25)) und jüngere Kontrollpatientinnen (36% (22/61)) (p = 0,01). Die bessere Lebensqualität von älteren Frauen im Interventions- verglichen zum Kontrollarm ließ sich nicht auf demografische oder medizinische Unterschiede zurückführen. Bei älteren Interventionspatientinnen wurden aber ihre Probleme 3 Monate postoperativ signifikant häufiger im „einfühlsamen“ Arzt-Patienten-Gespräch angesprochen (22% (7/32)) als bei älteren Kontrollpatientinnen (0% (0/26)) (p = 0,01).

Zusammenfassung: Lebensqualitätsdiagnostik und -therapie ist wirksam. Insbesondere ältere Frauen profitieren. Möglicherweise ist dies auf eine verbesserte Arzt-Patienten-Kommunikation zurückzuführen. Weitere Studien müssen dies überprüfen.