Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2015; 12 - A79
DOI: 10.1055/s-0035-1550519

Luminale Subtypen vs. frühes Proliferationsansprechen in Kombination mit Oncotype DX® beim frühen Mammakarzinom: Beobachtungen aus der WSG-ADAPT HR+/HER2- Substudie

S Kümmel 1, O Gluz 2, U Nitz 3, M Christgen 4, H Kreipe 4, R Kates 5, D Hofmann 5, M Braun 6, B Aktas 7, C Schumacher 8, H Forstbauer 9, R Würstlein 10, N Harbeck 11
  • 1Kliniken Essen Mitte, Klinik für Senologie, Essen, Deutschland
  • 2Ev. Krankenhaus Bethesda, Klinik für Brusterkrankungen Senologie – Brustzentrum, Mönchengladbach, Deutschland
  • 3Ev. Krankenhaus Bethesda, Klinik für Brusterkrankungen Senologie – Brustzentrum, Mönchengladbach, Deutschland
  • 4Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Pathologie, Hannover, Deutschland
  • 5Westdeutsche Studiengruppe GmbH, Mönchengladbach, Deutschland
  • 6Rotkreuzklinikum München, Frauenklinik, München, Deutschland
  • 7Universitätsklinikum Essen, Frauenklinik, Essen, Deutschland
  • 8St. Elisabeth Krankenhaus, Köln, Deutschland
  • 9Praxisnetzwerk Troisdorf, Troisdorf, Deutschland
  • 10Klinikum der Universität München, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, CCC of LMU, München, Deutschland
  • 11LMU München, Frauenkliniken Grosshadern und Maistrasse-Innenstadt, München, Deutschland

Einleitung/Zielsetzung: WSG-ADAPT zielt darauf ab, anhand eines frühen Proliferationsansprechens eine Optimierung der Therapie bei den verschiedenen Subtypen des frühen Mammakarzinoms zu erreichen. Die endokrine Sensitivität in Kombination mit Oncotype DX hilft dabei eine Therapieentscheidung beim HR+/HER2- Subtypen zu treffen.

Material & Methoden: WSG-ADAPT (n = 4950) evaluiert Veränderungen bei Biomarkern nach drei Wochen subtyp-spezifischer Therapie. Beim HR+/HER2- Subtyp wird eine endokrine Therapie (postmenopausal: Aromataseinhibitoren; prämenopausal: Tamoxifen) für drei Wochen vor der Operation/Biopsie verabreicht. Patientinnen mit pN0 – 1 und Recurrence Score 0 – 11 bzw. diejenigen mit RS 12 – 25 und postendokrinem Ki-67≤10% werden weiter mit alleiniger adjuvanter endokriner Therapie behandelt. Ziel der vorliegenden Zwischen-Analyse ist ein erster prospektiver Vergleich der lokalen/zentralen Pathologie gegenüber Oncotype DX an Stanzbiopsien.

Ergebnisse: Bis 03/2015 wurden 2953 Patientinnen aus 79 Zentren in ADAPT HR+/HER2- eingeschlossen. Zur Qualitätssicherung wurde eine Korrelationsanalyse (n = 800) durchgeführt. Die Konkordanz bei Grading lag bei 63,5% (gamma = 0,70). 72% der zentralen G3 Tumore wurden lokal als G1/2 bewertet. Das zentrale Grading war stärker mit dem RS assoziiert als das lokale (Rangkorrelation 0,40 vs. 0,24). Für Ki-67 war die Rangkorrelation lokal/zentral 0,64; zentrales Ki67 hat eine etwas höhere Korrelation mit RS als das lokale (0,48 vs. 0,41). Definiert man „luminal-B“ als Ki-67 ≥20% und/oder PR ≤20% oder G3, hat die lokale IHC eine Diskordanz von 26% im Vergleich zur zentralen IHC bei luminal-B vs. -A. Das ADAPT Design würde daher 46% der auf dem lokelen luminal-B Befund basierenden Chemotherapieindikationen, ersparen.

Zusammenfassung: Die gegenwärtige Analyse bestätigt vorherige Ergebnisse (WSG-EC-Doc) in Bezug auf die Diskordanz prognostischer Marker beim HR+/HER2- Mammakarzinom. Qualitätskontrolle in der Pathologie ist die Voraussetzung, um eine schlüssige Aussage hinsichtlich der Rolle von einzelnen Markern (Grading, Ki-67, PR und genomische Signaturen) bei mittlerem Rückfallrisiko treffen zu können. Die Kombination aus RS und individuellem Ansprechen auf eine endokrine präoperative Induktionstherapie könnte adjuvante Chemotherapie bei einem wesentlichen Teil der luminal-B Tumore ersparen.