Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2015; 12 - A71
DOI: 10.1055/s-0035-1550511

Objektive Evaluation in der Brustchirurgie

K Koban 1, S Leitsch 1, T Holzbach 1, P Metz 1, R Giunta 1
  • 1Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universtität, Abteilung Für Handchirurgie, Plastische und Ästhetische Chirurgie, München, Deutschland

Einleitung/Zielsetzung: Das Vectra® System der Firma Canfield® ergänzt in unserer Klinik die Dokumentation und Operationsplanung bei form-modulierenden Eingriffen. Dieses System basiert auf der Berechnung 3-dimensionaler Daten aus Fotografien (Photogrammetrie). Zu den volumenverändernden Eingriffen in der Plastischen Chirurgie zählen Mammaaugmentationen, Mammareduktionen sowie die operative Behandlung der Gynäkomastie. Obwohl für laser-gestützte Verfahren bereits validiert, ließen unterschiedliche Publikationen mit verschiedenen Auswertungsprogrammen dabei den Nutzen von Kamerasystemen bei Volumenveränderungen fraglich. Mit dieser Arbeit überprüfen wir diesbezüglich die Zuverlässigkeit des Vectra® Kamerasystems.

Material & Methoden: In dieser Übersichtsarbeit fassen wir unsere Ergebnisse über die 3D Evaluation bei formverändernden Eingriffen im Zeitraum 2013/2014 zusammen. Die 3D Volumenveränderung prä- zu postoperativ bei Mammaaugmentationen (40), Mammareduktionen (20), sowie bilateraler subkutaner Mastektomie mit Liposuktion bei Gynäkomastie (15) wurden 3D erfasst und ausgewertet. Als Referenz dienten das bekannte Implantatvolumen bzw. das Resektatvolumen und abgesaugte Fettgewebe, das mittels Liposuktion gewonnen wurde. Als Analysesoftware wurde das zum Vectra System® zugehörige Programm MIRROR® genutzt. Zusätzlich wurde der Nutzen der 3D Simulation von Mammaaugmentationen evaluiert.

Ergebnisse: Die 3D Evaluation bei Mammaaugmentation und moderater -reduktion zeigte zufriedenstellende Ergebnisse mit geringen nicht-signifikanten Abweichungen. Hohe Abweichungen zeigten sich für ausgeprägte Mammareduktionen bei starker Ptosis und hohem BMI. Die Evaluation der operativen Behandlung der Gynäkomastie zeigte starke Abweichungen und insgesamt geringere 3D Veränderungen im Vergleich zum abgesaugte Fett. Die 3D Simulation von Mammaaugmentationen zeigte eine gute Übereinstimmung für einfache Augmentationen bei schlanken Patienten und geringem Implantatvolumen.

Zusammenfassung: Das Vectra System wurde erfolgreich zur 3D Evaluation bei formverändernden Eingriffen evaluiert. Insbesondere für stabile Volumenveränderungen wie die Mammaaugmentation und moderaten Mammareduktionen zeigten sich präzise Ergebnisse. Die Limitierungen des 3D Systems zeigten sich bei ausgeprägter Mammahypertrophie und individuell hoch variablen Volumenveränderungen wie der Liposuktion. Eine Beratung durch 3D Simulation von Patienten bei Mammaaugmentation ist durch den Morphing-Prozess nur eingeschränkt möglich und sollte am ehesten zur subjektiven Visualisierung des Patientenwunsches genutzt werden.