Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2015; 12 - A69
DOI: 10.1055/s-0035-1550509

Tamoxifen als adjuvante Therapie für Frauen mit Mammakarzinom im ländlichen Äthiopien – ein spendenfinanziertes Forschungsprojekt

E Kantelhardt 1, W Tariku 2, P Eber 1, A Addissie 3, M Vetter 1, K Stückrath 1, C Thomssen 1, S Hauptmann 4
  • 1Klinik und Poliklinik für Gynäkologie, Universitätsklinikum Halle, Halle (Saale), Deutschland
  • 2Krankenhaus Aira, Aira, Äthiopien, Äthiopien
  • 3School of Public Health, Addis Ababa University, Addis Ababa, Äthiopien, Äthiopien
  • 4Pathologie Düren, Düren, Deutschland

Einleitung/Zielsetzung: Äthiopien hat ca. 95 Millionen Einwohner und ca. 2100 praktizierende Ärzte. Die Therapiemöglichkeiten für 10.000 Frauen pro Jahr mit Mammakarzinom sind sehr beschränkt, in den meisten Kliniken gibt es nur die Operation. Es gibt derzeit ein onkologisches Zentrum mit systemischem Therapieangebot in der Hauptstadt Addis Ababa. Patientinnen vom Land können sich meist eine solche Behandlung nicht leisten. Das Krankenhaus in der Stadt Aira liegt 520 km westlich von der Hauptstadt entfernt und versorgt eine Bevölkerung von ca. 500 000 Personen. Im Rahmen der langjährigen Forschungs-Partnerschaft zwischen der Klinik für Gynäkologie, Martin-Luther-Universität (Halle) und äthiopischen Kollegen der Universität Addis Ababa führen wir mit weiteren Kollegen ein Projekt für diese Patientinnen durch (Aira-Tamoxifen-Projekt). Das Ziel des Projektes ist die Ermöglichung endokriner Therapie; Prüfung von Machbarkeit und Therapieadhärenz sowie Erfassung des Überlebens. Es handelt sich um ein Spendenprojekt der Universität Halle (Saale) und Kollegen der AGO Kommission Mamma.

Material & Methoden: Seit 2010 wurde Tumorgewebe von Frauen mit Mammakarzinom asserviert und in Deutschland fachärztlich histologisch und immunhistochemisch befundet. Aktuell wurden von 218 Gewebeproben 84 Karzinome diagnostiziert. Die Befunde wurden übermittelt, Patientinnen seit 2012 aufgesucht und bei positivem Hormonrezeptorstatus wurden Gutscheine für Tamoxifen abgegeben.

Ergebnisse: Von den 84 Patientinnen gab es 53 Frauen mit Hormonrezeptor-positivem Tumor. Zu Beginn des Projektes mit 32 Hormonrezeptor-positiven Fällen waren 14 Patientinnen verstorben, 7 wurden nicht angetroffen und 4 konnten auf Grund der Entfernung nicht zur Krankenhausapotheke kommen. Im Verlauf wurden seit 2012 insgesamt 20 Frauen jemals endokrin behandelt. Derzeit holen 8 Frauen regelmäßig alle 3 Monate ihre Therapie ab.

Zusammenfassung: Aufgrund der schlechten Infrastruktur bezüglich immunhistochemischer Befundung und adjuvanter Therapiemöglichkeiten, könnte die endokrine Therapie für alle Patientinnen mit histologisch gesichertem Mammakarzinom eine gute Option der systemischen Therapie in ländlichen Gegenden Afrikas ohne onkologisches Zentrum sein. Die Verfügbarkeit einer pathologischen Befundung ist allerdings die minimale Voraussetzung.