Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2015; 12 - A53
DOI: 10.1055/s-0035-1550493

Diagnose der pathologischen Komplettremission nach neoadjuvanter Chemotherapie bei Brustkrebs mittels minimal invasiver Biopsietechniken

J Heil 1, S Kümmel 2, B Schäfgen 1, S Paepke 3, C Thomssen 4, G Rauch 5, B Ataseven 2, R Große 6, V Dreesmann 2, T Kühn 7, S Loibl 8, J Blohmer 9, G von Minckwitz 10
  • 1Universitäts-Frauenklinik, Heidelberg, Deutschland
  • 2Kliniken Essen Mitte, Klinik für Senologie, Essen, Deutschland
  • 3München, Deutschland
  • 4Universitätsklinikum Halle an der Saale, Halle, Deutschland
  • 5Universität Heidelberg, Institut für Medizinische Informatik und Biometrie, Heidelberg, Deutschland
  • 6Universitätsklinikum Halle an der Saale, Abteilung für Gynäkologie, Halle, Deutschland
  • 7Städtische Klinik Esslingen, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Esslingen, Deutschland
  • 8German Breast Group, Neu Isenburg, Deutschland
  • 9Charité, Abteilung für Gynäkologie, Berlin, Deutschland
  • 10Gbg Forschungs GmbH, Neu-Isenburg, Deutschland

Einleitung/Zielsetzung: Evaluation der Zuverlässigkeit verschiedener minimalinvasiver Biopsietechniken zur Diagnose einer pathologischen Komplettremission (pCR) bei Brustkrebspatientinnen mit klinischer Komplettremission (cCR) nach neoadjuvanter Chemotherapie (NACT).

Material & Methoden: In diese explorative multizentrische Studie wurden 164 Patientinnen mit cCR nach NACT eingeschlossen. Vor der Operation wurde eine Stanzbiopsie (Core cut, CC) oder vakuum-unterstützte Biopsie (vacuum assisted biopsy, VAB) stereotaktisch oder unter Ultraschallkontrolle durchgeführt. Die negativ prädiktiven Werte (NPW) und falsch negativen Raten (FNR) der Biopsietechniken zur Diagnose der pCR waren die Hauptzielkriterien.

Ergebnisse: Die Studienpopulation (n = 164) bestand aus 52 (31,7%) triple negativen (TNBC), 62 (37,8%) HER2 positiven (HER2+) und 50 (30,5%) Hormonrezeptor positiven/HER2 negativen (HR+/HER2-) Tumoren. In 93 (56,7%) der Fälle wurde eine pCR im chirurgischen Präparat diagnostiziert. Der NPW für eine pCR der MIB war 71,3% (95% KI: [63,3%; 79,3%]), die FNR betrug 49,3% (95% KI: [40,4%; 58,2%]). Das Vorhandensein eines Clipmarkers verbesserte den NPW tendenziell (OR 1,98; 95% KI: [0,81; 4,85]). Die Entnahme von mehr als 3 Biopsien erbrachte hingegen keinen diagnostischen Vorteil (OR 0,67; 95% KI: [0,20; 2,26]. In der sonographisch gesteuerten VAB ergaben sich ein NPW von 53,3% (95% KI: [78,6%; 28,1%]) und eine FNR von 31,8% (95%: KI [55,4%; 8,2%]. Keine der stereotaktisch gesteuerten VABs (n = 16) war falsch negativ (FNR 0%, NPW 100%).

Zusammenfassung: In dieser Analyse erwies sich die Genauigkeit der MIB allgemein als unzureichend für eine sichere Diagnose der pCR. In der Subgruppenanalyse wird jedoch das Potential insbesondere der stereotaktischen Vakuumbiopsie zur präzisen Diagnose einer pCR nach NACT deutlich.