Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2015; 12 - A49
DOI: 10.1055/s-0035-1550489

Effekte einer integrativen tagesklinischen Gruppenintervention während adjuvanter Chemotherapie: Eine klinische Beobachtungsstudie

H Haller 1, P Voiss 1, K Choi 2, S Lange 2, S Kümmel 3, A Paul 1, G Dobos 1
  • 1Kliniken Essen Mitte, Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin, Essen, Deutschland
  • 2Kliniken Essen-Mitte, Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin, Essen, Deutschland
  • 3Kliniken Essen Mitte, Klinik für Senologie, Essen, Deutschland

Einleitung/Zielsetzung: Fortschritte in Diagnostik und Behandlung von Krebserkrankungen führen zu stetig steigenden Überlebensraten. Dennoch werden insbesondere Chemotherapien mit zahlreichen physischen und psychosozialen Beeinträchtigungen verbunden, die sich reduzierend auf die Lebensqualität auswirken können. In der vorliegenden Beobachtungsstudie wurde der Effekt eines teilstationären integrativen Lebensstilmodifikationsprogramms bei Krebspatienten während der Chemotherapie untersucht.

Material & Methoden: Das Behandlungskonzept der tagesklinischen Gruppenintervention integriert Ansätze der Mind-Body Medizin, Psychoonkologie, Lebensstilmedizin, evidenzbasierten klassischen Naturheilverfahren und Traditionellen Chinesischen Medizin/Akupunktur. Es besteht aus 11 tagesklinischen Modulen zu jeweils 6 Stunden und bietet Patienten eine fortlaufende Einstiegsmöglichkeit entsprechend des individuellen Chemotherapierhythmus. Patienten mit senologischen, gynonkologischen und internistischen Krebserkrankungen wurden vor und nach Durchlaufen des Programms bezüglich krebsspezifischer Lebensqualität (EORTC-QLQ-C30), Stressniveau (PSS), psychischem Wohlbefinden (HADS) und Fatigue (BFI) befragt.

Ergebnisse: 59 Patienten im Alter von 51,3 ± 10,5 Jahren (98% weiblich; 2% Grading 1, je 49% Grading 2 und 3) berichteten nach Ende des Programms eine signifikant erhöhte globale Lebensqualität (Δ= 9,5; 95%-KI =[2,9|16,1]; p = 0,005), trotz chemotherapiebedingter Verschlechterung der EORTC-QLQ-C30-Symptomskalen Fatigue (Δ= 9,9; 95%-KI =[1|18,8]; p = 0,030), Nausea (Δ= 7,1; 95%-KI =[0,6|13,6]; p = 0,031) und Dyspnoe (Δ= 12,5; 95%-KI =[2,9|22,1]; p = 0,011). Stressniveau (Δ=-3,5; 95%-KI =[-5|-2,1]; p = 0,000), Ängstlichkeit (Δ=-3,8; 95%-KI =[-4,9|-2,7]; p = 0,000) und Depressivität (Δ=-3,9; 95%-KI =[-4,9|-2,8]; p = 0,000) wurden ebenfalls signifikant reduziert. Die Intensität von (Δ= 0,2; 95%-KI =[-0,8|0,5]; p = 0,644) und Beeinträchtigung durch Fatigue (Δ= 0,1; 95%-KI =[-0,8|0,6]; p = 0,696), gemessen mit dem BFI, ergaben keine signifikante Veränderung.

Zusammenfassung: Erste Ergebnisse lassen darauf schließen, dass sich eine integrative tagesklinische Gruppenintervention mit Akupunktur positiv auf die durch Chemotherapie beeinträchtigte Lebensqualität und das psychische Wohlbefinden von Krebspatienten auswirken könnte.