Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2015; 12 - A47
DOI: 10.1055/s-0035-1550487

Gesundheitskompetenz und Progredienzangst bei älteren Brustkrebspatientinnen

S Halbach 1, A Schmidt 1, C Kowalski 2, H Pfaff 1, N Ernstmann 1
  • 1Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln, Deutschland
  • 2Deutsche Krebsgesellschaft, Berlin, Deutschland

Einleitung/Zielsetzung: Die Angst vor dem Fortschreiten bzw. Wiederauftreten der Erkrankung (Progredienzangst) gehört zu den häufigsten psychischen Begleiterscheinungen von Krebspatienten (Mehnert et al. 2006). Studien zeigen, dass eine geringe Gesundheitskompetenz mit einer schlechteren psychischen Gesundheit einhergehen kann. In der vorliegenden Studie wird der Frage nachgegangen, ob und inwieweit die Gesundheitskompetenz mit der Progredienzangst bei älteren Brustkrebspatientinnen assoziiert ist.

Material & Methoden: Die Untersuchung basiert auf den Ergebnissen der multizentrischen, prospektiven Kohortenstudie PIAT [1], in der erstmalig an einem Mammakarzinom erkrankte Patientinnen mithilfe standardisierter Fragebogen im Erhebungszeitraum zwischen 2013 und 2014 befragt wurden. Während des stationären Aufenthalts sowie 40 Wochen postoperativ wurden mittels der Instrumente HLS-EU-Q16 (Sørensen et al. 2012) und PA-F-KF (Mehnert et al. 2006) Daten zu den Konstrukten Gesundheitskompetenz und Progredienzangst erhoben. Mithilfe eines Regressionsmodells für Paneldaten wurde -unter Kontrolle soziodemographischer, klinischer und psychosozialer Faktoren- eine mögliche Assoziation zwischen den beiden Konstrukten überprüft.

Ergebnisse: Die Ergebnisse des Regressionsmodells weisen darauf hin, dass eine höhere Gesundheitskompetenz mit einer geringeren Progredienzangst bei den betrachteten älteren Patientinnen einhergeht. Eine höhere Anzahl an Informationsbedürfnissen, ein höheres Krankheitsstadium, eine höhere Anzahl an Komorbiditäten sowie das Elternsein sind hingegen mit einer höheren Progredienzangst der Patientinnen assoziiert.

Zusammenfassung: Es gibt erste Hinweise darauf, dass eine hohe Gesundheitskompetenz einen Prädiktor für eine geringere Progredienzangst bei älteren Brustkrebspatientinnen darstellt. Die Gesundheitskompetenz sollte als ein möglicher Schutzfaktor für die Entstehung krankheitsbezogener Ängste im Rahmen der psychosozialen Versorgung von älteren Brustkrebspatientinnen im Blick gehalten werden. Maßnahmen zur Steigerung der Gesundheitskompetenz könnten möglicherweise dazu beitragen Progredienzängste zu reduzieren.

[1] Strengthening patient competence: Breast cancer patients‘ information and training needs