Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2015; 12 - A24
DOI: 10.1055/s-0035-1550464

Fallbericht: Primäres Hämangiosarkom der Brust diagnostiziert im Rahmen der Stillperiode

J Dezulian 1, U Vogel 2, R Fugunt 3, S Kommoss 4, A Hartkopf 3, M Marx 5, H Kopp 6, D Wallwiener 7, M Hahn 7
  • 1Universitätsklinikum Tübingen, Universitäts-Frauenklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Tübingen, Allgemeine Pathologie, Tübingen, Deutschland
  • 3Universitätsfrauenklinik, Tübingen, Deutschland
  • 4Universitätsfrauenklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • 5Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Brustchirurgie, Brustzentrum Radebeul, Radebeul, Deutschland
  • 6Innere Medizin II, Tübingen, Deutschland
  • 7Universitäts-Frauenklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland

Einleitung: Das Angiosarkom der Brust ist eine sehr seltene Erkrankung, welche als primäres Angiosarkom oder als sekundäres Angiosarkom als Komplikation nach durchgeführter Thoraxwandradiatio auftreten kann. Nur 20% der Angiosarkome sind primäre Sarkome mit einer Inzidenz von 17 Neuerkrankungen auf 1 Million Frauen. Das beidseitig auftretende primäre Angiosarkom der Mamma ist extrem selten.

Fallbericht: Wir berichten von einer 27-jährigen Patientin mit einem gering differenzierten Hämangiosarkom der Mamma bds. Die Vorstellung der Patientin erfolgte erstmals 07/14 mit einem 15 cm großen und schmerzhaftem Tumor der linken Brust, welcher 2 Monate postpartal während der Stillzeit aufgefallen ist. Die histologische Sicherung erfolgte per Stanzbiopsie. Es zeigte sich ein primäres Hämangiosarkom der Mamma links. 08/14 wurde der Befund mittels Mastektomie links operiert. Im Verlauf wurde 10/14 eine ossäre Metastase im Bereich des Sternums histologisch gesichert. Die Indikation zu einer palliativen Radiatio des Sternums wurde gestellt. Simultan erhielt die Patientin eine Bisophosphonattherapie. 01/15 stellte sich die Patientin mit multiplen Angiosarkomherden der kontralateralen Mamma rechts vor, welche sich klinisch in gleicher Weise wie bei der Erstdiagnose präsentierten. CT-morphologisch zeigte sich eine Progredienz der ossären Metastasierung. 02/15 erfolgte die palliative Mastektomie der Mamma rechts. Aktuell erhält die Patientin die palliative Systemtherapie mit Doxorubicin mono sowie die Fortführung der knochenspezifischen Therapie.

Zusammenfassung: In der Literatur wird postuliert, dass weibliche Geschlechtshormone Einfluss auf die Inzidenz des primären Angiosarkoms haben.

Der Befund präsentierte sich durch einen im Rahmen der Stillzeit schnell zunehmenden Tumor und Ausbildung einer deutlichen Asymmetrie. Das beidseitige Auftreten der Erkrankung spricht entweder für ein primäres Geschehen auf beiden Seiten, oder für eine schnelle Metastasierung, sowohl in die kontralaterale Brust als auch in andere Organe, in diesem Fall den Knochen.