Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2015; 12 - A11
DOI: 10.1055/s-0035-1550452

Einsatz nicht-onkologischer Medikamente zur Verbesserung des Ansprechens auf Chemotherapie

C Bernemann 1, C Liedtke 2, L Kiesel 3
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Münster, AG Translationale Tumorbiologie, Münster, Deutschland
  • 2Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein/Campus Lübeck, Lübeck, Deutschland
  • 3Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland

Einleitung/Zielsetzung:

Obwohl ein hoher Prozentsatz von Patientinnen mit Brustkrebs gut auf eine (neo-)adjuvante Chemotherapie anspricht, profitiert doch ein erheblicher Anteil der Patientinnen nicht von einer solchen Chemotherapie. Aus diesem Grund existiert Bedarf an einer möglichen Verbesserung des Ansprechens auf diese Therapieform.

Untersuchungen, ob bereits zugelassene, nicht-onkologische Medikamente einen Nutzen bei der Behandlung von Tumorpatienten haben könnten, konnten bislang kein signifikantes Ansprechen von Tumorzellen auf ein solches Medikament aufzeigen.

Ziel unserer Untersuchungen ist es, zu analysieren, ob ein gleichzeitiger Einsatz von nicht-onkologischen Medikamenten das Ansprechen auf ein Standard-Zytostatikum verbessern könnte.

Methoden:

Um den Einfluss von verschiedenen nicht-onkologischen Medikamenten zu analysieren, wurden Tumorzellen zunächst mit unterschiedlichen Konzentrationen des Medikaments behandelt und ein singulärer Einfluss auf die Vitalität der Zellen mittels kolorimetrischer Messung untersucht. Anschließend wurde eine kombinatorische Behandlung, bestehend aus einem Standard-Zytostatikum plus nicht-onkologisches Medikament, durchgeführt. Auch hier wurde der Einfluss auf die Vitalität der Zellen untersucht.

Ergebnisse:

Eine signifikante Verringerung der Zellviabilität konnte lediglich durch hochkonzentrierten, nicht-physiologischen Einsatz einiger nicht-onkologischer Medikamente erreicht werden. In Kombination mit Standard-Zytostatika jedoch zeigte sich bei Behandlung mit z.B. dem Antibiotikum Minocycline ein deutlich erhöhtes Ansprechen der Tumorzellen auf das Zytostatikum, demonstriert durch verringerte Vitalität, insbesondere bei Zellen des tripelnegativen Mammakarzinoms.

Zusammenfassung:

Der Einsatz eines Breitband-Antibiotikums in Kombination mit einem Standard-Zytostatikum scheint einen positiven Effekt auf das Ansprechen von Tumorzellen auf Zytostatika zu haben. Dieser positive Effekt stellt die Grundlage für weitere Analysen dar, welche untersuchen, ob 1) auch Patientinnen, die nicht auf eine Chemotherapie ansprechen, durch Zugabe eines nicht-onkologischen Medikaments ein Ansprechen auf die Chemotherapie zeigen könnten, sowie 2) ob sich durch eine gleichzeitige Behandlung mit einem nicht-onkologischen Medikament die Konzentration der einzusetzenden Zytostatika reduzieren ließe, um Nebenwirkungen zu verringern.

Insbesondere bei dem äußerst aggressiven Subtyp des tripelnegativen Mammakarzinoms wäre der Einsatz einer solchen Kombinationstherapie (auch in Kombination mit weiteren Medikamenten, z.B. Angiogenese-Inhibitoren) denkbar.