Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2015; 12 - A6
DOI: 10.1055/s-0035-1550447

Therapeutische Entscheidungen beim Mammakarzinom – Wie können leitliniengerechte und nicht-leitliniengerechte Entscheidungen am besten dokumentiert werden?

D Andrzejewski 1, E Beck 1, P Jentsch 1, A Markus 1, N Haeusler 2
  • 1Fachhochschule Brandenburg, Fachbereich Informatik und Medien, Brandenburg An der Havel, Deutschland
  • 2Städtisches Klinikum Brandenburg GmbH, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Brandenburg An der Havel, Deutschland

Einleitung/Zielsetzung: Medizinische Entscheidungen sind nicht nur komplex, sondern teilweise auch schwer nachvollziehbar, da insbesondere und bekannter Maßen Entscheidungen von Experten zwar sehr häufig richtig, aber nicht bis wenig transparent sind. Ursächlich begründet sich dies durch die nicht ausschließlich Anwendung algorithmischer Entscheidungswege, sondern durch häufig eingesetzte heuristische Entscheidungsmuster. Die S3 Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des frühen Mammakarzinom gibt zwar einen Entscheidungskorridor vor, jedoch zeigen Untersuchungen wie die BRENDA-Studie dass zwar nachvollzogen werden kann welche Patientinnen leitliniengerecht behandelt wurden, allerdings keine Aussagen zur Ursache für das (individuelle) Abweichen von der Leitlinie gemacht werden können.

Material & Methoden: Eine Möglichkeit Entscheidungen transparent zu dokumentieren, kann durch den Einsatz entscheidungsunterstützender Systeme eröffnet werden. So ist es nicht nur möglich einen auf der Basis formaler Entscheidungsregeln leitliniengerechten Therapievorschlag zu generieren, sondern diesen im Fall einer Abweichung nicht nur zu dokumentieren auch zu begründen.

Ergebnisse: Der von uns auf der Basis der S3-Leitlinie und von Experteninterviews entwickelte Prototyp eines solchen Systems verfügt bereits über die genannten Grundfunktionalitäten. Hierdurch eröffnet sich künftig nicht nur eine transparente Entscheidungsdokumentation, sondern auch die Möglichkeit nach Analyse der Abweichungen gezielte Untersuchungen zur Optimierung der Therapieempfehlung für die individuelle Patientin, auf Basis ihrer individuellen Historie durchzuführen. Grundvoraussetzung für die weitere Entwicklung des Systems ist jedoch die prospektive Evaluation der Entscheidungsregeln sowie die nutzerzentrierte Entwicklung der Funktionalitäten sowie der Oberflächen. Die Entscheidungsregeln, die dem entscheidungsunterstützenden System unterliegen, müssen jedoch noch validiert werden, sodass sich eine Deutschlandweite Umfrage zur Therapieentscheidung des Mammakarzinoms anbieten werden.