Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2015; 12 - A3
DOI: 10.1055/s-0035-1550444

Wenn der Arzt und die Patientin den Brustkrebs finden: die „klassischen“ klinischen Untersuchungsmethoden im Vergleich

E Amann 1, 2, S Schmid 3, 4, A Schötzau 5, U Güth 1, 2, 6
  • 1Kantonsspital Winterthur, Klinik für Gynäkologie, Winterthur, Schweiz
  • 2Kantonsspital Winterthur, Brustzentrum „Senosuisse“, Winterthur, Schweiz
  • 3Spital Grabs, Frauenklinik, Grabs, Schweiz
  • 4Brustzentrum St. Gallen, St. Gallen, Schweiz
  • 5Eudox Institut für Biomathematik, Basel, Schweiz
  • 6Universitätsspital Basel, Frauenklinik, Basel, Schweiz

Einleitung/Zielsetzung:

Die Studie vergleicht die „klassischen“ körperlichen Untersuchungsmethoden zur Detektion eines Mammakarzinoms,

  • Selbstuntersuchung: der Tumor wird von der Patientin selbst getastet,

  • der Tumor wird durch eine klinische Untersuchung des Arztes/der Ärztin gefunden),

im Hinblick auf Tumorgröße und Tumorlokalisation.

Material & Methoden: Die Basis der Studie bilden die Fälle aller Patientinnen, die zwischen 1990 und 2009 mit einem invasiven Mammakarzinom ≤5 cm in der Universitäts-Frauenklinik Basel behandelt wurden (n = 1323). Ausgewertet wurden die Fälle, bei denen die Tumoren von der Patientin (n = 714; 55,3%) oder durch eine klinische ärztliche Untersuchung (n = 236; 18,3%) detektiert wurden. Für die Brust wurden neun Lokalisationen kategorisiert: 1) zentrale Region, 2 – 5) kraniale, kaudale, laterale und mediale Quadranten der Brust, 6 – 9) die jeweiligen Übergänge der Quadranten (12 Uhr, 3 Uhr, 6 Uhr, 9 Uhr).

Ergebnisse: Beide Methoden wiesen bezüglich der Größe der detektierten Tumoren nahezu identische Ergebnisse auf (Selbstuntersuchung: 22,1 mm vs. klinische Untersuchung: 21,9 mm, p = 0,991). Es wurden keine signifikanten Unterschiede im Hinblick auf die Tumorlokalisation gefunden (p = 0,835). Zentral/retromamillär in der Brust liegende Karzinome waren mit 25 mm signifikant großer als die in den peripheren Quadranten gelegenen Tumoren (obere Quadranten: 21,5 mm, p = 0,001; untere Quadranten: 21,9 mm, p = 0,015; laterale Quadranten: 21,7 mm, p = 0,002; mediale Quadranten: 21,0 mm, p = 0,001). Im Vergleich der Tumorgrößen in den einzelnen Quadranten der Brust fanden sich keine signifikanten Unterschiede. Patientinnen, deren Tumoren durch eine ärztliche Untersuchung gefunden wurden, waren älter als diejenigen, die ihren Tumor selbst getastet haben (67 Jahre vs. 60 Jahre, p < 0,001).

Zusammenfassung: Die beiden Untersuchungsmethoden wiesen nahezu identische Werte in Bezug auf Tumorgröße und Tumorlokalisation auf. Sowohl bei der Selbstuntersuchung als auch bei der ärztlichen Untersuchung sollte berücksichtigt werden, dass zentral in der Brust liegende Mammakarzinome offenbar schwerer zugänglich sind als Tumoren in der Brustperipherie. Hausärzte sollten bei älteren Patientinnen einmal jährlich eine klinische Untersuchung der Brust vornehmen.