Aktuelle Ernährungsmedizin 2015; 40 - P4_10
DOI: 10.1055/s-0035-1550224

Validität und Reliabilität des „Grazer Malnutrition Screening Tools” (GMS)

D Eglseer 1, AM Eisenberger 1, J Bergthaler 1, G Wirnsberger 2, RE Roller 2
  • 1LKH-Univ. Klinikum Graz, Ernährungsmedizinischer Dienst
  • 2Medizinische Universität Graz, Universitätsklinik für Innere Medizin

Einleitung: Mangelernährung ist mit Prävalenzen von bis zu 60% eine häufige Ursache für suboptimalen Therapieerfolg, verlängerte Liegedauer, höhere Komplikationsraten und damit auch ein schwerwiegender ökonomischer Faktor. Die Implementierung eines validen und reliablen Screening-Tools ist daher Voraussetzung zur Erkennung und adäquaten Versorgung mangelernährter PatientInnen im Krankenhaus. Das Grazer Mangelernährungsscreening (GMS) wurde in Anlehnung an europäische Leitlinien (ESPEN) entwickelt und in das bestehende elektronische Datensystem des Universitätsklinikums integriert. Ziel dieser Studie war es, zum einen die Prävalenz der Mangelernährung an internen, chirurgischen und orthopädischen Stationen des LKH-Univ. Klinikums Graz zu erheben sowie die Kriteriumsvalidität und die Inter-Rater-Reliabilität des GMS zu bestimmen.

Methoden: Im Zuge einer Querschnittstudie wurden 404 PatientInnen mittels computerunterstützter Randomisierung zur Teilnahme an der Studie ausgewählt. Bei allen PatientInnen bis 70 Jahre wurde das GMS und das Nutritional Risk Screening (NRS) durchgeführt, bei allen StudienteilnehmerInnen ≥70 Jahre das GMS und das Mini Nutritional Assessment (MNA). Die Durchführung der Screenings erfolgte durch geschulte Diaetologen im Zeitraum von Dezember 2013 bis April 2014.

Ergebnisse: Insgesamt ergab sich mit dem GMS eine Prävalenz von 32% bzw. 29% (abhängig vom Rater). Die Prävalenzrate erhoben mit dem NRS ergab 25%. Der höchste Anteil mangelernährter PatientInnen konnte an internen Stationen beobachtet werden, der niedrigste Anteil an der Orthopädie. Die Kriteriumsvalidität erreichte mit r = 0,78 (GMS vs. NRS) und r = 0,84 (GMS vs. MNA) sehr hohe Werte und zeigt damit eine hohe Korrelation mit den bereits bestehenden Screeningtools NRS und MNA. Die Inter-Rater-Reliabilität des gesamten Instrumentes erreichte ebenfalls eine außerordentliche Übereinstimmung (k = 0,82).

Tab. 1: Inter-Rater Reliabilität der einzelnen Items des GMS

k

PA %

SEM

1. Gewichtsverlust in den letzten 3 Monaten

0,812

94,1

0,04

2. Body Mass Index

1,000

100

0,00

3. Rückgang der Nahrungsaufnahme

3a Appetitverlust

0,631

86,4

0,05

3b Kau- und Schluckbeschwerden

0,604

93,1

0,07

3c Übelkeit/Erbrechen/Durchfall

0,614

89,9

0,05

4. Schweregrad der Erkrankung

1,000

100

0,00

5. Alter

1,000

100

0,00

Gesamt

0,824

94,8

0,03

k = Cohen's Kappa; PA %= Percentage Agreement; SEM = Standard Error of Mean

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der Studie bestätigen, dass das GMS ein valides und reliables Instrument zur Erkennung der Mangelernährung bei Erwachsenen aller Altersgruppen im klinischen Alltag darstellt. In Zukunft könnte das GMS daher eine attraktive Alternative zu bestehenden Screening-Tools in Krankenhäusern mit bereits bestehenden elektronischen Datenmanagementsystemen darstellen.